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G. Kleine Checkliste für kostenbewusste Bauherren

Nehmen wir an, Sie haben einen Architekten beauftragt, das Projekt eines Einfamilienhauses in massiver Bauweise auszuarbeiten. Mehrmals treffen Sie mit ihm zusammen, um Zwischenresultate zu besprechen und festzulegen, in welche Richtung die weitere Arbeit gehen soll. Falls günstige Baukosten ein wichtiges Ziel sind, kann die folgende Checkliste möglicherweise dazu beitragen, zusätzliche Sparmöglichkeiten auszuschöpfen.

 

  • Baugrund

Jeder Baugrund, der nicht eben ist und eine genügende Tragfähigkeit aufweist, kann zu hohen Baukosten führen. Im sumpfigen Amsterdam beispielsweise verteuert die Pfählung, die seit Jahrhunderten für jedes Haus benötigt wird, die Baukosten um etwa einen Viertel. In der typisch schweizerischen Topographie sind es eher die Grundstücke an Hanglagen, die teuer sind (grosse Aushubmengen, aufwendige Baugrubensicherungen, Stützmauern und dergleichen). Sehen Sie sich also vor, sofern Sie das Grundstück nicht bereits erworben haben.

 

  • Grundriss und Schnitt

Es ist kein Armutszeugnis, sondern ein Gütekriterium, wenn der Grundriss auf einem einfachen, rechtwinkligen Raster aufgebaut ist. Nehmen Sie sich die traditionelle Bauernhausarchitektur als Vorbild. Windschiefe Grundrisse und komplizierte Schnitte sind praktisch immer teuer, denn die üblichen Baumaterialien sind rechteckig (Backsteine, Schaltafeln, Stahlprofile, Gläser etc.). Runde Formen sind in der Vergangenheit Päpsten und Kaisern vorbehalten gewesen.

Allerdings: kleinere Abweichungen von einer strengen Ordnung kosten nicht alle Welt, können aber eine ungeheure Dynamik entfalten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Wohnhaus des ehemaligen Bieler Stadtbaumeisters Otto Schaub aus den dreissiger Jahren (ohne Abbildung) mit dem halbrunden, vorspringenden Gebäudeteil.

 

  • Dachform

Beim Dach wirkt sich das Komplizierte ganz erheblich in hohen Kosten aus. Wenn Sie nicht in der Lage sind, sich ein geneigtes Dach (Satteldach) anhand der Pläne vorzustellen und dazu ein Modell oder eine Perspektive brauchen, ist es vermutlich zu kompliziert &endash; und somit zu teuer. (Beispiele von unnötig komplizierten und teilweise kaum vernünftig konstruierbaren Dachformen: weggelassen).

 

  • Keller

Durch den Verzicht auf eine Unterkellerung kann viel Geld gespart werden (bis 15% der Gebäudekosten). Heute ist es möglich, eine wärmegedämmte Fundamentplatte zuverlässig gegen eindringende Feuchtigkeit zu schützen. Aus bauphysikalischen Gründen braucht es somit keinen Keller mehr.

Mit etwas Phantasie findet man Lösungen für die Nutzungen, die sich bei uns traditionellerweise im Keller befinden. Die Heizung kann beispielsweise im Estrich untergebracht werden oder die Waschmaschine in einem Hauswirtschaftsraum im Erdgeschoss. Einen Abstellraum kann man ausserhalb des Hauses schaffen in Form eines angebauten oder freistehenden Schuppens. Lediglich für den Schutzraum braucht es den Keller, sofern kein Einkauf in eine andere Anlage möglich ist.

 

  • Fassade

Die Fassade ist ein teures Bauteil. Die Fassadenfläche soll für ein gegebenes Volumen so klein wie möglich gehalten werden. Vor- und Rücksprünge vergrössern nicht nur die Fassadenfläche, sondern bedingen zusätzliche kostspielige Ecklösungen.

 

  • Aussenwand

Da die Aussenwände einen erheblichen Teil der Rohbaukosten ausmachen, lohnt sich hier eine vertiefte Betrachtung besonders. Neben den weitverbreiteten, aber recht teuren Zweischalenmauerwerken sind die sogenannten Einsteinmauerwerke prüfenswert. Diese bestehen aus einer einzigen dicken Schale gut isolierender Steine (Backstein, Gasbeton, Bimsstein etc.). Beim Gasbeton gibt es auch grossformatige Steine, die schnell versetzt werden können. Gasbetonsteine werden im Unterschied zum normalen Mauerwerk nicht geschrotet und gemauert, sondern zersägt und geklebt.

 

  • Fenster

Fenster sind, einschliesslich Zusatzbauteile wie Lamellenstoren oder Fensterbänke, doppelt so teuer wie der an sich schon teure geschlossene Teil der Aussenwand. Bei den Fenstern kann sinnvoll gespart werden, indem man sich auf einige wenige Typen beschränkt und zurückhaltend ist bei der Anordnung von Unterteilungen, Sprossen und Kämpfern. Zu meiden sind exotische Formen: Trapezförmige oder runde Fenster weisen massive Aufpreise gegenüber normalen rechteckigen Ausführungen auf. Im übrigen sollte man eher hohe statt breite Fenster wählen, denn sie bringen (bei gleicher Fensterfläche) mehr Licht in den Raum. Gut geeignet sind raumhohe Fenster und verglaste Balkontüren.

 

  • Konstruktion Steildach

Beim geneigten Dach (Satteldach) wird die Wärmeisolation mit Vorteil über den Sparren angeordnet und nicht dazwischen. Dadurch ist die Gefahr wesentlich kleiner, dass Wärmebrücken und Bauschäden entstehen. Das Dach soll einen Vorsprung haben. Ein Dachvorsprung von etwa 80 cm stellt einen erstklassigen und kostengünstigen Schutz der Fassade dar. Mit dieser einfachen Massnahme sinken die Unterhaltskosten.

 

  • Vorfabrikation

Im Unterschied zum Holz- und Leichtbau ist der Massivbau nicht prädestiniert zur Vorfabrikation. Aber einige interessante Möglichkeiten gibt es auch hier. Im Vordergrund stehen komplizierte Bauteile wie Treppen (gerade oder gewendelte), die fixfertig eingebaut werden können. Beschränkt eignen sich auch Bestandteile des Tragwerkes für die Vorfabrikation (Kelleraussenwände in Beton, Betonstützen, Deckenelemente etc.).

 

  • Sanitäre Installationen

Die mit Wasser versorgten Räume (Küche, Bad, Hauswirtschaftsraum etc.) sollen möglichst konzentriert angeordnet werden: im Grundriss nebeneinander, im Schnitt übereinander. Dadurch ergeben sich minimale Längen für die Sanitärleitungen (Abwasser, Kalt- und Warmwasser).

 

  • Elektrische Installationen

Die Sparmöglichkeiten bei den Elektro-installationen im Wohnungsbau sind recht bescheiden, da ein gewisses Minimum an Steckdosen, Schaltern und Leuchten vorhanden sein muss. Mit der sichtbaren Installation («auf Putz»), bei Technikbegeisterten recht beliebt, spart man nicht viel.

 

  • Wandverkleidungen

Eine Mehrheit unter den Baulustigen kann sich kaum vorstellen, in einem massiven Gebäude zu wohnen, bei dem die Wände und Decken nicht verputzt sind. Für Durchschnittskonsumenten ist Putz der Inbegriff der Wohnkultur. &endash; Vermutlich können Sie aber etwas sparen, wenn Sie das Material «natur» belassen und auf eine Verkleidung verzichten. Es gibt diverse hochwertige Gebäude, wo man keinen Quadratzentimeter Putz findet. Betrachten Sie einmal unvoreingenommen einige Bauten mit Naturmaterialien wie Beton, Kalksandstein, Sichtbackstein, Hohlblockstein und dergleichen. Lassen Sie Ihren Blick über die leichten Unregelmässigkeiten handwerklicher Arbeit schweifen, streicheln Sie mit den Händen die Fugen, freuen Sie sich an der sauberen Verarbeitung.
Beton ist heimelig: ein irritierender Gedanke?

 

  • Beschaffung (I)

Die Schweiz hat relativ hohe Preise für gewisse Industrieprodukte, die in der Bauwirtschaft verwendet werden. Ein Beispiel sind Sanitärapparate (Badewannen, WCs etc.). Der Besuch in einem Baumarkt im Elsass oder in Baden zeigt schnell, dass die EU-Preise einiges günstiger sind. Aber finden Sie auch einen Installateur, der die EU-Ware einbaut? Und wie ist es mit Garantie und Kundendienst, beispielsweise bei einem Dusch-WC?

Auch bei Küchen hört man gelegentlich von spektakulären Preisvorteilen beim Einkauf im Ausland. Damit erhält man übrigens automatisch die EU-Massordnung von 60 cm, die vermutlich die bessere Zukunft hat als die schweizerische mit 55 cm.

 

  • Beschaffung (II)

Wichtig ist ein gekonntes Einkaufen speziell bei den industriell hergestellten Ausbauelementen. Zu dieser grossen Gruppe von Bauteilen gehören Türen, Treppengeländer, Beleuchtungskörper, Einbauschränke, Beschläge, Storen und weiteres mehr. Bedingt gehören auch Bausysteme wie beispielsweise Leichtbauwände dazu, die einen hohen Montageaufwand auf der Baustelle aufweisen. Bei allen diesen Positionen zeigt es sich, ob ein Architekt gut einkaufen kann. Er muss die Augen ständig offenhalten, um in einem unübersichtlichen Markt das preisgünstigste Angebot zu finden (das nicht immer das billigste sein muss).

Meines Erachtens muss das Auge dabei nicht zwangsläufig ins Ausland schweifen. Ich sehe keinen Grund, wieso man beispielsweise eine preisgünstige und gleichwohl hochwertige Türe nicht auch in der Schweiz herstellen kann.

 

  • Anfangsinvestitionen senken

Eine Möglichkeit zum Kostensparen kann darin bestehen, zunächst nur einen mehr oder weniger vollständigen Grundausbau zu erstellen und das Gebäude bei Bedarf nachzurüsten. Dies bedingt eine qualitativ hochwertige Grundstruktur und sehr viel gedankliche Vorarbeit für spätere Ergänzungen. Beispielsweise kann für eine gewisse Zone des Gebäudes der komplette Ausbau zurückgestellt werden. Es kann sich dabei um einen Teil des Obergeschosses handeln oder um das gesamte Dachgeschoss. Bei Bedarf wird die Ausbaureserve fertiggebaut, entweder durch professionelle Handwerker oder sogar durch die Bewohnerschaft selber.

Da kostengünstige Einfamilienhäuser vielfach nur das Nötigste enthalten, sind spätere Nachrüstungen von «Zubehör» sorgfältig zu planen. Zu denken ist etwa an ein Cheminée, das in der Regel problemlos nachträglich eingebaut werden kann (mit einem Kamin, der aussen an der Fassade hochgeführt wird). Weitere Beispiele sind zusätzliche Sanitärapparate, ein separates WC oder vielleicht sogar ein Balkon.

Interessante Möglichkeiten zur Reduktion der Anfangsinvestitionen gibt es auch bei der Umgebungsgestaltung. Vielleicht wird am Anfang aus Kostengründen für den Sitzplatz nur ein billiger Kiesbelag erstellt, der später durch einen richtigen Plattenbelag ersetzt werden soll. Möglicherweise gefallen Ihnen dann allerdings die Pionierpflanzen so gut, die im Kies zu wachsen beginnen, dass der feste Belag gar kein Thema mehr wird ...

K. Was Bauherren von Einfamilienhäusern in diesem Buch lesen sollten

In der nachfolgenden Tabelle ist zusammengestellt, welche Teile dieses Buches für Bauherren von Einfamilienhäusern nützlich sein können. Einige der angegebenen Stellen gelten für Bauvorhaben aller Art, andere (vor allem die Beispiele) beziehen sich speziell auf Einfamilienhäuser.

 

Nützliche Informationen für Bauherren von Einfamilienhäusern in diesem Buch

Pflichtenheft (inkl. Exkurs: Kaufen oder mieten?)

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Projektführung, Aufgaben der Bauherrschaft