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E. Energiekonzept

Ein Einfamilienhaus soll wenig Energie zum Heizen benötigen und folglich nicht nur günstig im Unterhalt, sondern auch umweltschonend sein. Etwas vereinfacht geht es um dieses Thema, wenn wir vom Energiekonzept beim Einfamilienhaus sprechen. Etwas technischer ausgedrückt beinhaltet das Energiekonzept die gleichzeitige Optimierung von architektonischem Entwurf und haustechnischen Systemen (insbesondere der Heizung) im Hinblick auf einen geringen Energieverbrauch.

Das durchschnittliche Einfamilienhaus der neunziger Jahre ist ziemlich energiebewusst gebaut. Rein finanziell gesehen bietet es kein grosses Sparpotential, wie ein Blick in eine normale Heizrechnung zeigt.

 

  • Eine normale Heizrechnung

Stellen wir uns ein neueres, ganz gewöhnliches Einfamilienhaus eines gewöhnlichen Architekten vor, der sich nicht besonders für energiebewusstes Bauen interessiert. Auch die Heizungsplanung ist völlig unspektakulär. Das Haus ist ungefähr so konzipiert, wie es nach energetischen Grundsätzen heute üblich ist. In Stichworten heisst das: zentrale Wäremeerzeugung (Öl oder Gas) mit Bodenheizung, zusätzlich Cheminéeofen im Wohnzimmer (Verbrauch 2 Ster Holz pro Jahr), Elektroboiler für Brauchwarmwasser, Zweischalenmauerwerk mit etwa 10 cm Wärmeisolation (k-Wert ca. 0.4), Isolierverglasung, gewöhnliche Storen, weder Wintergarten noch speziell gute Ausrichtung zur Sonne (nur durchschnittliche Wärmegewinne). Wie hoch ist für dieses Normal-Einfamilienhaus die Heizrechnung?

Ganz grob betragen die Ausgaben etwa 600 bis 800 Fr. jährlich (ohne Warmwasser), je nach Oelpreis. Für die Berechnung nehmen wir an, dass der Oelverbrauch (ohne Warmwasser) 12 Liter pro Quadratmeter beheizte Fläche betrage. Dieser Kennwert entspricht dem sogenannten Grenzwert gemäss SIA 380/1. Bei einer beheizten Fläche von angenommen 180 m2 kommt man auf einen jährlichen Oelverbrauch von rund 2 200 Litern. Dies ergibt eine Heizrechnung von gut 600 Fr., sofern man den aktuellen Oelpreis von etwa 28 Fr. pro 100 Liter Öl in die Rechnung einsetzt.

Die folgenden Überlegungen zeigen, dass bei dieser Ausgangslage weitere Einsparungen aus rein ökonomischen Gründen nicht viel bringen.

 

  • Nullenergiehaus und Niedrigenergiehaus

Rein technisch kann man viel unternehmen, damit ein normales Einfamilienhaus zum Heizen weniger Energie benötigt. Der Extremfall ist die völlige Selbstversorgung hinsichtlich Heizenergie. Ein sogenanntes Nullenergiehaus an nicht so privilegierten Orten wie etwa dem nebligen Burgdorf kann aber ohne weiteres Mehrinvestitionen von 150 000 Fr. verursachen. Bei einem derartigen Haus wird die im Sommer reichlich vorhandene Energie eingefangen und für den Winter in einem grossen Tank gespeichert.

Für durchschnittliche Bauherren kommt höchstens das sogenannte Niedrigenergiehaus in Frage. Hier kann der Bedarf an Heizenergie auf etwa 600 bis 800 Liter Erdöl reduziert werden. Das ist etwa ein Viertel bis ein Drittel des Bedarfs eines normal konzipierten Hauses. Aber der technische Aufwand dafür ist ganz anständig. Die Wände sind wesentlich besser wärmegedämmt (über 20 cm Isolation; k-Wert typischerweise unter 0.15). Die Fenster isolieren besser und werden in der Nacht abgedeckt. Weil die ganze Gebäudehülle in hohem Masse luftdicht ist, muss das Haus mechanisch gelüftet werden (mit Wärmerückgewinnung). Alle diese Massnahmen zusammen führen zu Mehrkosten gegenüber einem normalen Einfamilienhaus in der Grössenordnung von 40 000 bis 60 000 Fr.

 

  • Lohnt sich Energiesparen?

Angesichts dieser doch erheblichen Mehrkosten stellt sich die Frage, ob sich Energiesparen mit dem Niedrigenergiehaus finanziell auszahlt. Stellen wir dazu eine kleine Rechnung an. Nehmen wir an, dass bei einem Niedrigenergiehaus die Energierechnung von den auf der letzten Seite an-gegebenen rund 600 Fr. auf 200 Fr. sinke. Das ergibt eine jährliche Einsparung von 400 Fr. Nehmen wir weiter an, dass wir für die Energiesparmassnahmen Amortisation und Unterhalt in der Rechnung nicht berücksichtigen. Dies ist natürlich eine grobe Vereinfachung, denn speziell die mechanische Lüftung muss betrieben und abgeschrieben werden. Unter diesen vereinfachten Annahmen, die für die Wirtschaftlichkeitsrechnung aber auf der sicheren Seite sind, stehen der Einsparung von 400 Fr. im Jahr Investitionen von angenommen 40 000 Fr. gegenüber. Wenn wir das Geld auf einer Bank aufnehmen, müssen wir im langjährigen Durchschnitt einen Zins von mindestens 5% bezahlen. Allein die Zinszahlungen für die Zusatzinvestitionen des Niedrigenergiehauses kosten somit 2 000 Fr. jährlich. Das ist ein Mehrfaches der Einsparung. Damit die Zinszahlungen 400 Fr. nicht überstiegen, dürften wir höchstens 8 000 Fr. investieren. Das ist ein trostloses Ergebnis.

Die Rechnung sieht nicht viel besser aus, wenn wir von ansteigenden Energiepreisen ausgehen. Es besteht eine gewisse Plausibilität, dass die Energiepreise mindestens mit der Inflation (etwa 3%) ansteigen, möglicherweise aber auch stärker. Bei einer angenommenen Verteuerung von 4% jährlich steigt der Liter Heizöl in 20 Jahren von zurzeit 28 Rappen (Stand 1998) auf gut das Doppelte, auf 60 Rappen. Beim Niedrigenergiehaus beträgt die jährliche Einsparung bei der Heizrechnung dann gut 800 Fr. statt heute 400 Fr. Aber selbst unter der Annahme ansteigender Energie-preise kann in 20 Jahren die Investition von 40 000 Fr. erst zu weniger als der Hälfte des marktüblichen Zinssatzes verzinst werden.

Das Fazit ist somit eindeutig: überdurchschnittliche Energiesparmassnahmen sind finanziell nicht interessant. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Die Energie ist heute viel zu billig. Allerdings dürfte sie in Zukunft teurer werden, vielleicht sogar massiv teurer. Diese mögliche Entwicklung sollte man nicht ausser acht lassen, wenn man heute baut. Durch die Wahl einer Niedertemperaturheizung beispielsweise hält man sich viele interessante Optionen (z. B. Wärmepumpe) offen.

 

  • Sparen trotz allem

Auch wenn Energiesparen nicht direkt wirtschaftlich ist, tun viele Bauherrschaften von Einfamilienhäusern mehr, als sie gemäss Gesetz verpflichtet wären. Einfamilienhäuser sind nämlich, im Unterschied etwa zu Mietwohnungen, eher als Konsumgüter zu betrachten, wo nicht alle Handlungen ökonomisch «vernünftig» sein müssen. So wie man sich ein luxuriöses Auto leistet, hat man möglicherweise den Wunsch nach einem Öko-Haus. Dafür ist man bereit, beispielsweise 20 000 Fr. zusätzlich auszugeben. Mit der Mehrinvestition ist es möglich, den Energieverbrauch deutlich zu senken. Konkret empfehle ich, rund die Hälfte des heutigen Zielwertes nach SIA 380/1 anzustreben, also etwa 4 bis 6 Liter Heizöl pro Quadratmeter beheizte Fläche jährlich (ohne Warmwasser). Diese empfohlene Bandbreite liegt etwas oberhalb des noch deutlich anspruchsvolleren Wertes gemäss dem sogenannten MINERGIE-Konzept von 3 Litern Heizöl pro Quadratmeter beheizter Fläche jährlich.

Es gibt verschiedene konkrete bauliche Massnahmen, die für Mehrinvestitionen in Frage kommen: eine Wärmepumpe, Fenster mit dreifacher Verglasung, Fensterabdeckungen für die Nacht oder eine dickere Wärmeisolation.¨

 

  • Entscheidungsgrundlagen

Gemäss meinen Erfahrungen hapert es bei Einfamilienhäusern und anderen kleineren Bauvorhaben häufig am richtigen Vorgehen bei Fragen des Energiekonzeptes. Ein Hauptgrund liegt darin, dass meistens nur eine oberflächliche Haustechnikplanung gemacht wird und der Architekt in Energiefragen vielfach auch nicht sehr versiert ist. Für die Bauherrschaft hat das entweder die Konsequenzen, dass sie bei den Fragen des Energiekonzeptes schlicht übergangen wird oder dass sie Entscheide fällen soll (zum Beispiel über die Wahl des Heizkessels), ohne die nötigen Entscheidungsgrundlagen zu haben. Diese Mängel sind vor allem deshalb schwer verständlich, weil bei jedem Bauvorhaben praktisch die gleichen Fragen auftauchen. Die Bauherrschaft kann sich nur dadurch behelfen, dass sie darauf beharrt, auf Fragen wie die folgenden befriedigende Anworten zu erhalten:

- Was kosten Energiesparmassnahmen, und wie wirken sie sich auf die Betriebskosten aus?
- Welches sind die optimalen Wärmedämmwerte für Wände, Fenster etc.?
- Was wird vorgesehen im Hinblick auf Verteuerungen des Energiepreises?
- Nach welchen Kriterien wird der Energieträger bestimmt (Öl, Gas etc.)?
- Welche Eigenschaften haben Wärmeverteilungen wie Bodenheizung und Radiatoren?

F. Optionen (Ausbau)

Wir bezeichnen jene Bauteile als Optionen, die von der Bauherrschaft weitgehend autonom festgelegt werden können.

 

  • Beispiele von Richtpreisen

In der nachfolgenden Tabelle sind für einige gängige Ausbauoptionen im Wohnungsbau Richtpreise angegeben. Aus ihr geht beispielsweise hervor, dass bei den Bodenbelägen von den billigsten zu den teuersten Varianten ein Preisspektrum von 65 Fr./m2 bis 250 Fr./m2 besteht, was ein Verhältnis von etwa 1:4 ergibt. Allerdings sind auch die Nutzungsmerkmale (Lebensdauer, Robustheit, Reinigungsaufwand, repräsentative Wirkung) der verschiedenen Ausführungen höchst unterschiedlich. Der Belag mit den günstigsten Beschaffungskosten ist nicht zwangsläufig derjenige, der langfristig betrachtet zu den geringsten Gesamtkosten führt: ein günstiger Teppich hält ein paar Jahre, ein Steinboden ewig.

 

  • Formale Gestaltung

Der Begriff der Option ist nicht so zu verstehen, dass die Bauherrschaft in eigener Kompetenz alle Materialien des Ausbaus einschliesslich der Farbgebung bestimmen soll. Es ist vielmehr eine sinnvolle Arbeitsteilung anzustreben zwischen Bauherrschaft und Gestalter (Architekt). Erstere soll sich darauf beschränken, die Leistungsmerkmale vorzugeben. Nur sie kann entscheiden, ob sie im Wohnzimmer Lino oder Marmor will. Die Bauherrschaft hütet sich im eigenen Interesse jedoch davor, zu stark in die Gestaltung einzugreifen. Der Architekt muss hier grosse Freiheiten haben. Nur ein schlechter Architekt überlässt die Gestaltung dem Bauherrn.

Das Resultat dieser Arbeitsteilung ist, sofern der Architekt sein Metier beherrscht, ein gelungenes Gesamtkunstwerk. Die geneigte Bauherrschaft wird ihre Freude daran haben.

 

Richtpreise von einigen Ausbauoptionen im Wohnbereich
(in Fr. pro m2; Preisstand 1998)

Bodenbeläge
(fertig verlegt; inkl. Vorbereitungsarbeiten; ohne Unterlagsboden)
Linoleum, geklebt, Dicke 2 mm
60
Teppich, geklebt, mittlere Ansprüche
60 - 80
Teppich, geklebt, höchste Ansprüche
100 - 120
Klebeparkett, Eiche Industrie, 8 mm, versiegelt
100 - 120
Massivparkett, Eiche, 22 mm, genagelt, versiegelt
200
Tonplatten unglasiert, stranggepresst, 15 mm, geklebt
115
Tonplatten unglasiert, handgeformt, 20 mm, geklebt
130
Bodenplatten Marmor, 15 mm, Dünnbettmörtel
250
Wandverkleidungen
Rauhfasertapete, auf Einschichtputz, gestrichen
55
Wandputz mineralisch, gestrichen
70
Wandputz kunststoffvergütet (kein Anstrich nötig)
50
Keramische Platten, auf Grundputz, geklebt
120