Ergebnis der Vertragsverhandlungen
Die Vertragsverhandlungen für die Planungsleistungen werden von einem beauftragten Bauherrenberater geführt, der als Projektleiter der Bauherrschaft wirkt. In der nachfolgenden Tabelle sind die Konditionen des abgeschlossenen Vertrags dem ersten Vertragsentwurf gegenübergestellt. Wir gehen auf die wichtigsten Punkte ein.
Das Gesamttotal der Honorare sinkt von 1.70 Mio. Fr. auf 1.26 Mio. Fr. Durch aktive Verhandlungsführung kann somit der Honorarbetrag um etwa einen Viertel reduziert werden. Gemessen an den honorarberechtigten Baukosten von 9.6 Mio. Fr. ergibt sich ein Honorar-Mittelwert von rund 13%.
Beim Architektenhonorar haben die Verhandlungen erhebliche finanzielle Auswirkungen. Der Schwierigkeitsgrad n sinkt von 0.9 auf 0.7, der Leistungsanteil q von 100% auf 95%. Ein geringerer Leistungsanteil ist gerechtfertigt, weil (1) bereits gewisse Grundlagen aus der Phase der Projektdefinition vorliegen und (2) die Bauherrschaft durch das bauherrenseitige Projektmanagement einige Aufgaben der Gesamtleitung selber erbringt. Auch auf den ursprünglich vorgesehenen Generalplanerzuschlag von 10% (Korrekturfaktor r = 1.1) wird im Rahmen der Vertragsverhandlungen verzichtet. Der Umbauzuschlag von 35% beim Umbauprojekt wird jedoch beibehalten. Gesamthaft gesehen, vermindert sich das Honorar (Umbauten und Neubauten zusammen) von 0.92 Mio. Fr. auf 0.63 Mio. Fr.
Hier wird der Schwierigkeitsgrad n von 0.9 auf 0.75 reduziert, was aus der Sicht des beauftragten Bauingenieurs bei seiner Kostenstruktur vertretbar ist. Das Honorar sinkt von 0.27 Mio. auf 0.22 Mio.
Zur Haustechnikplanung gehören die Fachgebiete Elektro, Heizung/Lüftung und Sanitär. Die Heizungsplanung ist überdurchschnittlich umfangreich, bedingt durch den Bau einer grossen Heizzentrale. Bei allen Teilgebieten der Haustechnikplanung wirkt sich die Konkurrenzsituation auf die Faktoren in der Honorarformel aus. Der Schwierigkeitsgrad n wird von 1.0 auf 0.95 reduziert. Auch für den Leistungsanteil q werden geringere Werte eingesetzt, da die Ausführungsunterlagen durch die ausführenden Firmen selber erstellt werden. Die Haustechnikplaner beschränken sich lediglich auf eine Kontrolle dieser Unterlagen. Durch die Verlagerung von Leistungen zu den Ausführungsfirmen, was nur teilweise als echte Einsparung betrachtet werden kann, reduziert sich der Leistungsanteil q von 100% auf 83% (Elektroplanung) resp. 85% (übrige Haustechnikplanung). Gesamthaft vermindert sich das Haustechnikhonorar von 0.51 Mio. Fr. auf 0.41 Mio. Fr.
.
Planerhonorare im Kostentarif vor und nach Vertragsverhandlung
(Beispiel Industriebau)
|
|
Arch |
Bauing |
Elektro |
Heiz |
Sanitär |
Honorarber. Baukosten B
(1 000 Fr.) |
|
9 605
|
2 644
|
1 121
|
2 476
|
517
|
Honorar-Grundprozent p (%);
Tarif 1991 |
|
9.37
|
11.30
|
13.18
|
11.40
|
15.30
|
|
Honorare vor
Vertragsverhandlung |
Arch
Umbau |
Arch
Neubau |
Bauing |
Elektro |
Heiz |
Sanitär |
Honorarber. Baukosten B |
1 479
|
8 126
|
2 644
|
1 121
|
2 476
|
517
|
Schwierigkeitsgrad n |
0.90
|
0.90
|
0.90
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
Leistungsanteil q |
1.00
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
Korrekturfaktor r |
1.35
|
1.10
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
Honorar (1 000 Fr.) |
168
|
754
|
269
|
148
|
282
|
79
|
|
Honorare nach
Vertragsverhandlung |
Arch
Umbau |
Arch
Neubau |
Bauing |
Elektro |
Heiz |
Sanitär |
Honorarber. Baukosten B |
1 479
|
8 126
|
2 644
|
1 121
|
2 476
|
517
|
Schwierigkeitsgrad n |
0.70
|
0.70
|
0.75
|
0.95
|
0.95
|
0.95
|
Leistungsanteil q |
0.95
|
0.95
|
1.00
|
0.83
|
0.85
|
0.85
|
Korrekturfaktor r |
1.35
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
1.00
|
Honorar (1 000 Fr.) |
124
|
506
|
224
|
117
|
228
|
64
|
Ergebnis der Vertragsverhandlung (Honorarangaben in 1 000 Fr.)
Honorarsumme vor Verhandlung |
1 700
|
100 %
|
Honorarsumme nach Verhandlung |
1 263
|
74 %
|
Differenz = Reduktion Honorar |
437
|
26 %
|
|
Honorar-Mittelwert = 13.03 %
Honorar-Mittelwert = Verhältnis von Honorar und honorarberechtigten Baukosten
|
Fazit, Empfehlungen
Es lohnt sich in finanzieller Hinsicht zweifellos, die Planungsverträge im Kostentarif zu verhandeln, wobei echtes Verhandeln immer Konkurrenz voraussetzt. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass der Preis immer nur ein Kriterium unter anderen ist: In erster Linie muss die Qualität der Dienstleistung stimmen.
Erfolgreiche Vertragsverhandlungen bedingen, dass das Projekt in den Grundzügen bereits bekannt ist. Eine vorgängige Projektdefinition (mit Pflichtenheft, Masterplan und dergleichen) ist daher meistens unerlässlich.
|