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Annex 1: Wie hat der SIA den alten Kostentarif in den neuen Zeitaufwand umgerechnet?

Der grosse Schritt im Honorarwesen des Jahres 2003 besteht bekanntlich darin, dass man von festen Preisen (Kostentarif) wegkommt und für die Honorarkalkulation nur noch ein durchschnittliches Zeitbudget (Zeitaufwand) bereitstellt. Es interessiert uns nun natürlich, auf welche Weise aus dem Preis (in Franken) ein Zeitaufwand (in Stunden) wird. Gibt es dafür eine einfache Formel? Oder ist die Umwandlung komplex, bei grösseren Planungsaufgaben zum Beispiel anders als bei kleineren?

Schauen wir zuerst das Beispiel an, das wir bereits durchgerechnet haben. Für ein konkretes Objekt haben wir das Honorar nach dem Kostentarif ermittelt (siehe Beispiel). Es hat das Jahr 2001 betroffen, das letzte Jahr mit publizierten Werten für diese Art der Honorarberechnung; das errechnete Honorar beträgt 28 650 Fr.

Nun betrachten wir das Zeitaufwandmodell. Für das genau gleiche Projekt kommen wir im Jahre 2003, dem ersten Jahr der neuen Methode, auf einen durchschnittlichen Zeitaufwand Tm vom 213 Stunden.

Wenn wir nun im Beispiel das Honorar durch den durchschnittlichen Zeitaufwand teilen, ergibt sich ein durchschnittlicher Kostensatz von 134.50 Fr./h. Auf diesen konstanten Wert, den wir als Standard-Stundenansatz bezeichnen wollen, würden wir bei jedem anderen Beispiel auch kommen.

Wenn der SIA genügend Zeit gehabt hätte für die Entwicklung des neuen Zeitaufwandmodells, hätte er vermutlich für Projekte unterschiedlicher Art und Grösse eingehende Untersuchungen zum Zeitbedarf angestellt. Wahrscheinlich hätte er für die Konzeption des Berechnungsmodells auch aktuelle Nachkalkulationen von abgeschlossenen Aufträgen herangezogen. Da die WEKO jedoch auf eine schnelle Lösung gedrängt hat, ist ihm nichts anders übriggeblieben, als die einfachste Möglichkeit von allen zu wählen: Zur Ermittlung des durchschnittlichen Stundenaufwandes hat er nämlich nicht mehr getan, als die Honorare des alten Kostentarifs durch den Standard-Stundenansatz von 134.50 Fr. (Basis 2002/03) zu dividieren.

Mit anderen Worten: Falls bei der neuen Honorarformel vom Normalfall ausgegangen (i=1; s=1) und als mittlerer Stundenansatz 134.50 Fr. eingesetzt wird, ergibt sich beim neuen Zeitaufwandmodell genau das gleiche Honorar wie beim alten Kostentarif.

Annex 2: Wieso ist im Beispiel das Honorar nach neuer Formel günstiger als das Honorar nach alter Formel?

Eigentlich sollte, wie wir oben festgestellt haben, bei der alten Honorarberechnung genau das gleiche Honorar resultieren wie bei der neuen. Weshalb ist aber in unserem Beispiel das Honorar beim (neuen) Zeitaufwandmodell günstiger als beim (alten) Kostentarif? Dafür gibt es zwei Gründe:

Erstens ist beim Zeitaufwandmodell der Teamfakor i nicht gleich 1.0. Der anbietende Planer hinterfragt ihn nämlich kritisch und wählt den Wert i = 0.9. Er ist aufgrund eines Vergleichsobjektes der Meinung, den durchschnittlichen Zeitaufwand Tm von 213 Stunden um 10% unterschreiten zu können.

Zweitens beträgt der mittlere Stundenansatz nur 125 Fr. Das ist weniger als der Standard-Stundenansatz von 134.50 Fr., der vom SIA für die Umrechnung der Kostentarife in den durchschnittlichen Zeitaufwand verwendet worden ist.

Zusammen haben die beiden Abweichungen zur Folge, dass im Beispiel das Honorar beim (alten) Kostentarif 28 650 Fr. beträgt, beim (neuen) Zeitaufwandmodell jedoch nur 24 000 Fr.