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Fachleute im Architekturbüro

Mit welchen Fachleuten eines Architekturbüros hat die Bauherrschaft direkt zu tun? Welche sind für den Projekterfolg speziell wichtig? Weil diese Fragen für die Evaluation eines Architekturbüros eine gewisse Bedeutung haben, wollen wir uns kurz damit befassen.

Der Projektleiter

Es liegt auf der Hand, dass ein Projektleiter einen massgeblichen Einfluss hat auf das Gelingen eines Projektes. Es erstaunt darum schon etwas, dass man den Begriff des Projektleiters vor allem in kleineren Büros mit überschaubaren Bauaufträgen (Einfamilienhäuser und dergleichen) kaum kennt. Ohne dass der Büroinhaber ein Wort darüber verliert, muss die Bauherrschaft aus seinem Verhalten schliessen, dass er anscheinend der Projektleiter ist. Die Erfahrung zeigt, dass das Resultat darunter nicht zwangsläufig leiden muss. - Bei grösseren Projekten allerdings ist es üblich, einen Projektleiter formell zu ernennen und die Projektorganisation in einem Organigramm darzustellen.

Der Projektleiter ist der wichtigste Gesprächspartner der Bauherrschaft. Mit Ausnahme von untergeordneten Informationen soll der gesamte Informationsfluss zwischen Bauherrschaft und Planer über ihn laufen. Er hat die Oberaufsicht über den gesamten Projektablauf. Er steuert nicht nur die Tätigkeit des Architekturbüros, sondern koordiniert sämtliche beteiligten Planer (Bauingenieur, Haustechnikplaner und Berater). Seine Aufgaben sind in der SIA-Honorarordnung 102 in den Grundzügen festgelegt. Anstelle des in der ganzen Wirtschaft geläufigen Begriffs wird allerdings der Ausdruck «Gesamtleiter» verwendet. Man sollte sich dadurch aber nicht verwirren lassen: der Gesamtleiter ist nichts anderes als der Projektleiter.

Um die Begriffsverwirrung auf die Spitze zu treiben, darf angefügt werden, dass eine führende Generalunternehmung vor ein paar Jahren den Begriff des «Gesamtprojektleiters» erfunden hat. Seither wird er vielerorts in der Generalunternehmerbranche verwendet. Ein unbefangener Beobachter wird vermuten, dass es sich bei dieser semantischen Neuschöpfung um eine Kreuzung zwischen einem Projektleiter und einem Gesamtleiter handelt. Da aber (siehe oben) ohnehin beide das gleiche tun, ist bei Lichte betrachtet auch ein Gesamtprojektleiter nur (aber immerhin) ein schlichter Projektleiter.

Ein Projektleiter soll ein echter Bauprofi sein, der einen entsprechend breiten Horizont hat und das Bauen in seiner Gesamtheit versteht. In kleineren Büros ist vielfach der Firmeninhaber Projektleiter. In Personalunion kümmert er sich möglicherweise noch gleichzeitig um den Entwurf. In grösseren Büros kann ein erfahrener Senior-Architekt als Projektleiter eingesetzt werden. Meistens leitet er mehrere Projekte gleichzeitig, sogar grössere. Der Projektleiter muss aber nicht unbedingt selber Architekt sein und auch nicht zwangsläufig dem Architekturbüro angehören. Bei einem Industriebauprojekt kann beispielsweise ein Ingenieurbüro mit der Gesamtleitung betraut werden. Der Projektleiter ist in diesem Fall ein Bauingenieur.

In Architekturbüros gibt es gelegentlich Konflikte zwischen dem Projektleiter und dem Entwurfsarchitekten. Am liebsten ist der Entwurfsarchitekt gleichzeitig Projektleiter. Er befürchtet, dass sein geniales Konzept verwässert werden könnte, wenn er nicht alle Fäden in der Hand behält. Solange der Entwurfsarchitekt Projektleitereigenschaften hat, ist dagegen natürlich nichts einzuwenden. Man sollte aber bedenken, dass die Anforderungen an Projektleiter und Entwerfer völlig verschieden sind und nur in glücklichen Ausnahmefällen von der gleichen Person wahrgenommen werden können. Der Entwerfer ist vielfach ein sensibler Künstler, der Projektleiter eher ein robuster Macher.

Fachleute für die Planung

Die Planung eines Gebäudes kann man in zwei Hauptphasen unterteilen: den Entwurf und die Ausführungsplanung. Leute mit verschiedenen Berufsbezeichnungen wirken daran mit: Entwurfsarchitekten, Konstrukteure, Ausführungsarchitekten, Bauzeichner. Die Organisation der Planungsarbeit hat sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt. Früher ist die Arbeitsteilung kultiviert worden. In grösseren Büros ist der Entwurf in der Entwurfsabteilung entstanden. Anschliessend hat man das Projekt für die Ausführungsplanung an die Konstruktionsabteilung weitergereicht. Heute geht der Trend eindeutig in die andere Richtung: Entwurf und Konstruktion werden eng gekoppelt vom gleichen Team erbracht. Diese Gruppenarbeit wird nicht zuletzt durch die EDV unterstützt: während des Entwurfsprozesses an der CAD-Anlage steht der entwerfenden Person zunehmend mehr konstruktionsbezogenes Expertenwissen in Form von Datenbanken oder Bauteilbibliotheken zur Verfügung, das in einem sehr frühen Stadium in den Entwurf einfliesst.

Von den genannten Fachleuten für die Planung wird die Bauherrschaft vor allem mit dem Entwurfsarchitekten zu tun haben, während die übrigen eher im Hintergrund bleiben werden. Der Entwerfer ist natürlich eine ganz wichtige Figur. Als geistiger Urheber des Entwurfs hat er es in der Hand, ob beim Bauen städtebauliche und gestalterische Qualität entsteht. Vor allem in den renommierteren Büros sind die Entwerfer die Superstars. Durch den Gewinn eines Wettbewerbs kann unter Umständen Arbeit auf Jahre hinaus gesichert werden.

Ein guter Entwurfsarchitekt kennt sich auch in der Ausführung aus und deckt im Idealfall beide Bereiche ab. Ein kostengünstiges Bauen, das diesen Namen verdient, ist ohne enge Kopplung von Entwurf und Konstruktion gar nicht möglich.

Fachleute für Kostenwesen und Bauleitung

Der andere Tätigkeitsbereich im Architekturbüro neben der Planung ist die Bauausführung. Sie umfasst das Kostenwesen und die Bauleitung. Im Ausland bestehen für diese Arbeitsgebiete teilweise eigenständige Berufe mit langer Tradition. In Grossbritannien beispielsweise ist für den Bereich Baukosten der «Quantity Surveyor» zuständig (oft ein selbständig erwerbender Berufsmann) und um die örtliche Bauleitung kümmert sich der «Site Manager».

Gewisse Ansätze zur Spezialisierung gibt es auch in der Schweiz. Vermehrt bieten freischaffende sogenannte Bauökonomen ihre Dienste an, die mit den britischen «Quantity Suerveyors» vergleichbar sind. Sie konzentrieren sich ausschliesslich auf den Bereich der Baukosten (Kostenermittlung, Vertragswesen, Kostenüberwachung etc.).

Im Normalfall jedoch besorgt hierzulande eine einzige Person das Kostenwesen und die örtliche Bauleitung: der Bauleiter (manchmal fälschlicherweise auch Bauführer genannt). Der Bauleiter ist eine Art Superman des Bauwesens und hat einen in hohem Masse anspruchsvollen Job, von dem der Projekterfolg wesentlich abhängt. Es braucht eine robuste Konstitution, um in diesem rauhen Metier bestehen zu können. Man muss abschalten können und darf die Dinge nicht zu nahe an sich heranlassen. Leider halten viele Bauleiter den extremen Stress nicht aus und werden krank. Die stressbedingte Abnützung ist bei den Bauleitern weitaus am höchsten von allen Berufen im Architekturbüro. - Am wenigsten scheinen übrigens die Büroinhaber dem Stress ausgesetzt zu sein. Diese sind meistens bis weit nach dem ordentlichen Pensionierungsalter quicklebendig, und viele werden steinalt.

Falls Bauleiter aus gesundheitlichen Gründen nicht kürzertreten müssen, werden sie mit zunehmendem Alter immer besser. Die Erfahrung spielt bei diesem Beruf eine enorme Rolle, und so richtig gut wird man erst nach einigen Jahrzehnten. Dank dem langsamen technischen Fortschritt veraltet das Wissen nämlich kaum. Ein guter, erfahrener und besonnener Bauleiter kann für die Bauherrschaft Gold wert sein.

Wenig Arbeitsteilung, kleines Planungsteam

Wie viele Personen sollen in einem Architekturbüro an einem Projekt arbeiten? Grundsätzlich ist es zu empfehlen, kleine Planungsteams zu bilden mit Fachleuten, die sich gut ergänzen. Die Arbeit soll nicht zu stark aufgeteilt werden.

Drei bis vier Personen reichen selbst bei grösseren Projekten bis etwa 10 Mio. Franken Baukosten aus. Der Kern des Teams besteht meiner Ansicht nach idealerweise aus einem Universal-Architekten (federführend für Entwurf und Ausführungsplanung) und einem Bauleiter. Eine weitere zentrale Figur ist der Projektleiter, wobei dieser nur einen teilzeitlichen Einsatz leisten muss. Je nach Arbeitsanfall wird das Team durch Personal ergänzt, das die Pläne erstellt. Belastungsspitzen für die Planbearbeitung gibt es vor der Baueingabe sowie vor allem beim Erstellen der Ausführungspläne.

Die Effizienz kleiner Teams zeigt sich nicht zuletzt bei der Nachkalkulation: Geld verdient wird nämlich mit kleinen Teams. Die Erfahrung zeigt, dass ein Projekt am ehesten dann in die roten Zahlen abgleitet, wenn zu viele Personen daran mitarbeiten.