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EDV-Hilfsmittel im Architekturbüro

Die Planungsbranche wird in Zukunft ohne Informatik nicht mehr denkbar sein. Wagen wir eine Prognose, wie die Arbeit in der Bauplanung in etwa 10 oder 15 Jahren aussehen könnte.

Das Planungsbüro im Jahr 2010 - eine Vision

Computer sind so einfach zu bedienen wie im Jahr 1998 Telefone. Alle Geräte tauschen problemlos miteinander Daten aus. Die Bauplaner entwerfen und konstruieren mit sehr viel Expertenwissen, das sie aus Datenbanken abrufen. Menschliche Experten wie beispielsweise Bauphysiker braucht es im Normalfall kaum noch, vielleicht nicht einmal Statiker. Die geplanten gebäudetechnischen Systeme sind auf dem Bildschirm wirklichkeitsnah als Simulation zu betrachten. Planer und zukünftige Nutzer können anschaulich verfolgen, wie Heizung und Lüftung auf unterschiedliche Bedingungen reagieren, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Schon fast banal ist die Feststellung, dass man das Gebäude im Planungsstadium innen und aussen in fotorealistischen Bewegungsabläufen betrachten kann. Leistungsverzeichnisse und Kostenermittlungen werden aus den Planinformationen praktisch automatisch erstellt. Vermutlich werden sogar die Angebotspreise weitgehend online von den Unternehmern eingeholt. Die Vorausmasse in den Werkverträgen sind so genau, dass sich ein Ausmessen erübrigt. Die Bauarbeiten werden daher in der Regel pauschal vergeben.

 

Leider sind wir von dieser Vision noch einiges entfernt. Die EDV befindet sich in der Bauplanungsbranche nach wie vor im Pionierstadium. Viele der Pioniere haben sich damit in der Vergangenheit hohe Kosten eingehandelt, und einige sind daran fast zugrunde gegangen. Ich kenne ein renommiertes Architekturbüro, das in den achtziger Jahren Millionen in eine grosse CAD-Anlage investiert hat. Noch nach Jahren hat sich der damalige Chefarchitekt darüber beklagt, dass ihm das System wie ein Jumbo-Jet vorkomme, mit dem man nur auf dem Rollfeld herumfahren könne. Niemand sei in der Lage, mit dem technischen Wunderding richtig zu fliegen. - Einige Zeit später ist der ganze Zauber verschrottet worden.

Die Bauherrschaft erwartet von der EDV vor allem eines: Als wichtiges Arbeitsinstrument der beauftragten Planer soll sie primär die Kosten der Planungstätigkeit senken - und nicht etwa erhöhen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die EDV-Ausstattung des Architekturbüros für den Auftraggeber nicht ganz unerheblich. Im folgenden gehen wir auf einige Aspekte etwas näher ein.

Planbearbeitung mit CAD

Pläne kann man heute mit CAD zweifellos effizient zeichnen. Meiner Ansicht genügt dazu aber ein zweidimensionales System (2 D). Verglichen mit einer dreidimensionalen Anlage (3 D) erhält man mit 20% der Investitionen viel-leicht 80% des Nutzens. Als Bauherrr würde ich mich nicht allzustark blenden lassen von der Aussicht auf animierte fotorealistische Darstellungen. Seit dem Film «Jurassic Parc» von Steven Spielberg ist zwar allgemein bekannt, dass man mit Computern künstliche Welten erzeugen kann, die von realen nicht zu unterscheiden sind. Aber der Aufwand dafür ist sehr hoch. Nicht nur die EDV-Infrastruktur an und für sich ist kostspielig (Rechnerleistung, Bildschirm, Ausgabegeräte), auch der Planungsaufwand selber ist erheblich. Für eine animierte Innenansicht beispielsweise müssen viel mehr Daten eingegeben werden als für eine traditionelle Darstellungsart. Trotzdem resultiert meistens nur ein recht karger Raumeindruck. Das Verhältnis zwischen (planerischem) Aufwand und (visuellem) Ertrag ist meiner Ansicht nach eher ungünstig.

Auch unter den 2 D-Anlagen gibt es noch erhebliche Preisunterschiede. Ich zähle mich zu den Anhängern von Günstiglösungen. Sie amortisieren sich unter Umständen in ein paar Monaten.

Kostenwesen

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis beim Einsatz von EDV in der Bauplanung ist im Bereich des Kostenwesens zu finden. Es ist mir unerklärlich, dass es immer noch einige Büros gibt, die ohne EDV auskommen.

Die meisten Planungsbüros kaufen für das Kostenwesen eines der gängigen Branchenprogramme. Dagegen ist sicher nichts einzuwenden. Man kann aber genausogut mit millionenfach verbreiteten Tabellenkalkulationsprogrammen wie Excel arbeiten, die als Allzweckinstrumente für Zahlenanwendungen auf praktisch jedem Computer vorhanden sind. Vor allem für die Kostenüberwachung (siehe Abschnitt «Baukosten überwachen») gibt es beeindruckende handgestrickte Excel-Lösungen. Ich habe schon viele Programme zur Kostenüberwachung gesehen, aber die absolut besten und flexibelsten basieren auf Tabellenkalkulation. Gemäss meinen Erfahrungen lassen daher nicht wenige der wahren Könner unter den Bauleitern und Baukostenspezialisten die teilweise etwas unflexiblen Branchenprogramme schnöde beiseite und arbeiten mit Werkzeugen, die sie optimal auf ihre Bedürfnisse anpassen können.

Fazit

Beim Einsatz der EDV im Planungsbüro kommt es nicht auf die Leistungsfähigkeit des Computers oder die Anzahl der Farben des Bildschirms an, sondern praktisch ausschliesslich auf die Virtuosität der Planungsfachleute im Umgang mit elementarer Software. Verwenden wir dazu nochmals den Vergleich mit dem Jumbo-Jet vom Anfang dieses Abschnitts: Der Jumbo kann noch so toll sein, wenn er nicht abhebt, macht er keinen Spass. Lustig dagegen ist es mit einem leicht zu fliegenden Kleinflugzeug, einer «fliegenden Kiste»: Damit kann man der Konkurrenz herrlich um die Ohren fliegen.