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Vorwort

Thema dieses Buches sind die Bauplanerhonorare und speziell das Architektenhonorar. Auf leicht verständliche Weise wird dargelegt, welche Instrumente der Bauherrschaft in der Schweiz zur Verfügung stehen, um Bauplanerleistungen zu beauftragen und zu honorieren.

Zielpublikum

Die Publikation richtet sich an Gelegenheitsbauherrschaften, die grössere oder kleinere Bauvorhaben realisieren wollen. Die Bauprojekte können dabei auch bei unerfahrenen Bauherren durchaus eine respektable Grösse von beispielsweise 20–30 Mio. Fr. erreichen. Denken wir dabei etwa an eine Industrieunternehmung, das nur sehr selten ein grösseres Bauvorhaben auslöst und deshalb als Bauherrin kaum über Erfahrungen verfügt. Selbstverständlich sollen aber auch die vielen Bauinteressierten mit kleineren Bauwünschen auf ihre Kosten kommen, die vielleicht ein Einfamilienhaus bauen wollen.

Für professionelle Bauherren, seien sie von der öffentlichen Hand oder von Privatfirmen, dürfte das Buch höchstens am Rande von Interesse sein. Die Einführung ins Honorarwesen der Bauwirtschaft richtet sich darum nicht an Profis, sondern an Laien des Bauwesens, die zwar bauen wollen, aber nur eine ganz grobe Ahnung davon haben. Darum ist das Buch auch in einer Sprache geschrieben, die (so hoffe ich) von Nichtfachleuten verstanden wird.

Aktueller Anlass der Publikation

Anlass der Publikation ist die letztmalige Revision der Honorarordnungen für Bauplanerleistungen des Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Verein (SIA) im Jahr 2014. Diese Ordnungen sind für das von uns betrachtete Sachgebiet absolut zentral. Sie werden zwar nur selten geändert, aber der Ansicht des Fachautors nach, der darüber schreibt, doch viel zu oft.

Ach, das Schreiben über Bauplanerhonorare ist eine Sisyphusarbeit! – Für Lesende, die auf dem Gebiet der griechischen Sagenwelt nicht so bewandert sind, möchte ich Sisyphos kurz vorstellen: Es ist die Figur, die einen grossen Stein einen Berg hinaufrollt. Jedes Mal, wenn sie oben ankommt, rollt der Stein wieder hinunter – und die sinnlose Anstrengung geht von Neuem los.

Bisherige Publikationen über Honorarfragen

Erstmals habe ich 1999 im Buch «Günstiger Bauen» über Vertrags- und Honorarfragen geschrieben. Damals ist noch der gute alte «Kostentarif» das Mass aller Dinge gewesen, wie wir im Kapitel 3 sehen werden. Kurz nach der Publikation jedoch ist eine enorme Dynamik in das Honorarwesen gekommen.

Der SIA hat nämlich 2001 ein ziemlich visionäres System von neuen Leistungs- und Honorarordnungen (LHO) eingeführt. Allerdings hat in dieser Zeit auch die Wettbewerbsbehörde des Bundes (WEKO) massiv Einfluss auf das Bauplanergewerbe genommen, wodurch sich die Ereignisse überstürzt haben. Die vorherrschende Art der Honorarberechnung ist von der WEKO als nicht wettbewerbskonform erklärt worden. Dem SIA ist nichts anderes übrig geblieben, als schon zwei Jahre später, also 2003, abgeänderte Honorarordnungen herauszugeben. Sie enthalten eine modifizierte Version der Honorarberechnung.

Die neue Honorarformel, die man seither anwendet, wird auch als «Zeitaufwandmodell» bezeichnet. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass aus der Bausumme (anhand einer ziemlich komplizierten Formel) nicht mehr direkt das Honorar ermittelt wird, sondern lediglich ein Zeitaufwand. Die Wettbewerbshüter akzeptierten damals, dass den Bauplanern vom Branchenverband SIA ein Zeitaufwand als Kalkulationsgrundlage zur Verfügung gestellt wird. Mit dieser Grösse als Basis kalkulieren die Bauplaner seither das Honorar. 

Die Ausführungen zum Honorarwesen im Buch «Günstiger bauen» (1999) sind somit schon nach kurzer Zeit völlig veraltet gewesen. Ich habe auf die Entwicklung reagiert, indem ich zum betreffenden Kapitel 6 eine Aktualisierung in Form einer Buchbeilage erstellt habe. Sie hat den Titel getragen «Neuerungen im Honorarwesen. Standortbestimmung zu den Bauplanerhonoraren nach der Einführung des Zeitaufwandmodells aus der Sicht der Bauherrschaft» und ist 2004 erschienen. Die oben beschriebenen Umwälzungen in den Jahren 2001–2003 sind dort beschrieben. Dies ist meine zweite Publikation über Honorarfragen gewesen.

Jahrelang habe ich eine aktualisierte Neuauflage von «Günstiger bauen» geplant. 2013 endlich kommt das Nachfolgebuch heraus. Es trägt den Titel «Mit wem baue ich? – Bauausführung aus Bauherrensicht» und ist inhaltlich etwas weniger breit angelegt als «Günstiger bauen». Kernthema ist die Erläuterung der beiden Grundvarianten der Bauausführung. Konkret geht es dabei um die traditionelle Bauausführung mit Einzelunternehmern unter der Bauleitung eines beauftragten Planers auf der einen Seite und dem Generalunternehmermodell auf der anderen.

Das Thema des Honorarwesens wird ebenfalls dargestellt, allerdings in knapper Form. Da immer wieder Fragen zur Honorierung an mich herangetragen werden, hätte man es vermutlich nur schlecht verstanden, wenn ich dieses Sachgebiet ausgeklammert hätte. 2013 kommt das Buch auf den Markt, meine dritte Publikation mit Beiträgen über das Honorarwesen – 2014 jedoch werden, wie bereits erwähnt, die Leistungs- und Honorarordnungen des SIA erneut aktualisiert. Sisyphos lässt grüssen ...

Das aktuelle Buch zum Honorarwesen

Das Buch, das Sie nun in den Händen halten, befasst sich erstmals ausschliesslich mit Honorarfragen. Darum steht auch etwas mehr Platz zur Verfügung für Beispiele. Es werden zudem Exkurse in verwandte Gebiete unternommen, um das Thema in einem grösseren Zusammenhang darzustellen.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im Teil A wird zuerst das Thema des Honorarwesens mit der gebotenen Gründlichkeit erläutert. Im Teil B folgen in den Kapiteln 10 bis 14 fünf Fallstudien, die einzelne Anwendungsfälle genauer betrachten.

Die meisten Themen in diesem Buch sind bereits in den drei oben erwähnten Vorgängerpublikationen behandelt worden. Vieles ist also wiederverwendet, nur weniges ganz neu – alles jedoch den gültigen Honorarordnungen und Musterverträgen entsprechend aktualisiert. Im Anhang wird dargelegt, welche Texte schon in früheren Publikationen enthalten gewesen sind (Seite 173 f.).

In meinem bereits genannten Buch «Mit wem baue ich?» (2013) sind diverse Sachgebiete beschrieben, die zwar nicht zum Kerngebiet des Honorarwesens gehören, aber doch zu seinem näheren Umfeld. Im vorliegenden Buch sind einige Verweise auf diese ergänzenden Informationen eingestreut. Es geht dabei z.B. um eine ausführliche Beschreibung des Kostenwesens in der Bauplanungsbranche. Diese Ausführungen können nützlich sein im Hinblick auf Wahlmöglichkeiten, welche die Bauherrschaft im Rahmen des Planervertrags treffen muss (Methoden der Kostengliederung; Genauigkeitsgrad). Eine Liste der Verweise auf «Mit wem baue ich?» befindet sich im Anhang (Seite 175 f.).

Wissensbasis

Das vorliegende Buch basiert primär auf meinen Erfahrungen als selbstständiger Bauherrenberater seit dem Jahr 1989. Einzelheiten zum beruflichen Werdegang können dem Abschnitt «Autor» im Anhang entnommen werden (Seite 172). Die Ausführungen zum Honorarwesen gründen also auf Praxiswissen und nicht auf Theoriewissen.

Dazu gibt es aber einen wichtigen Vorbehalt zu machen. Meine Erfahrungen betreffen vor allem die wirtschaftlichen und vorgehensmässigen Gesichtspunkte des Planens und Bauens. Im vorliegenden Buch sind aber auch einige Bruchstücke juristischen Basiswissens eingestreut. Es ist nämlich fast nicht möglich, ein Buch über das Bauen und speziell über Honorarfragen zu schreiben, ohne die damit verbundenen wichtigsten juristischen Themen nicht mindestens zu streifen. Aber Achtung: Ich bin juristischer Laie! Mein juristisches Wissen ist lediglich angelesen (Informationsquellen: siehe Abschnitt «Juristische Fachliteratur»; Seite 171). Die entsprechenden Ausführungen sind daher nur so zu verstehen, wie sie auch gedacht sind: als erste grobe Orientierung.

Spontanberatung und Kleinprojekte

Wie oben bereits erwähnt, verfasse ich seit langem Publikationen, die sich an Bauherren richten. Daraus haben sich als Nebentätigkeit zur eigentlichen Bauherrenberatung vielfältige Kontakte zu Bauherrschaften von überschaubaren Bauvorhaben ergeben, die ich in meist kleinem Rahmen beraten habe (sogenannte Spontanberatung). Aufgrund dieser Kontakte kenne ich auch das Planergeschäft bei Einfamilienhäusern und ähnlichen Bauvorhaben ziemlich gut.

Absicht des Buches

Mit diesem Buch verfolge ich die Absicht, das Thema des Honorarwesens aus der Sicht derjenigen darzustellen, die bezahlen, also aus der Sicht der Bauherren. Es geht somit nicht um die Interessen der Bauplaner und auch nicht um diejenigen ihres Berufsverbandes SIA.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Instrumente des SIA gering zu schätzen wären. Im Gegenteil: Die Normen und Ordnungen des SIA sind ausgesprochen wichtig und nützlich. Sie erleichtern die Arbeit der Marktakteure im Bauwesen enorm. Es ist aber nicht immer einfach, sie richtig einzusetzen. Der SIA möge es mir daher nachsehen, dass ich als Bauherrenberater bezüglich der Anwendung der Leistungs- und Honorarordnungen die Interessen der Bauherren vertrete – auch wenn ich selbst SIA-Mitglied bin.

 

Gwatt (Thun), im April 2017
Hans Röthlisberger

 


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