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Aktuelle Honorarformel des Zeitaufwandmodells

Quelle:
Hans Röthlisberger: Neuerungen im Honorarwesen; Beilage zum Buch «Günstiger bauen»
Untertitel: Standortbestimmung zu den Bauplanerhonoraren nach der Einführung des Zeitaufwandmodells aus der Sicht der Bauherrschaft
Verlag Hans Röthlisberger, Kiesen, Jahr 2004

Das Zeitaufwandmodell (Art. 7 SIA 102 ff.; Ausgabe 2003) basiert auf der Idee, dass die Honorarformel nicht mehr einen absoluten Preis ergibt (abhängig von Bauaufgabe und Bausumme), sondern einen durchschnittlichen Zeitaufwand (Schritt 1). Dieser branchentypische Durchschnittswert für den Zeitaufwand muss vom anbietenden Planer kritisch begutachtet werden. Je nach individueller Leistungsfähigkeit des für das Projekt vorgesehenen Teams wird der Zeitaufwand anhand des Teamfaktors i (einem Korrekturfaktor für die Produktivität) angepasst (Schritt 2). Die Ermittlung des Honorars wird abgeschlossen, indem die individuell kalkulierten Stundenansätze in die Berechnung eingefügt werden (Schritt 3). Beim Zeitaufwandmodell wird das Honorar somit in drei Schritten berechnet, wobei gesamthaft acht Faktoren zu berücksichtigen sind.

Die nachfolgenden Ausführungen entnehme ich weitgehend der oben angegebenen Publikation, die ich 2004 als Aktualisierung des Themas Honorarwesen für das Buch «Günstiger bauen» verfasst habe.

Beispiel: Honorar Baumanager während der Ausführungsphase

Wir erläutern den Vorgang anhand eines Beispiels. Es geht um den Neubau eines Geschäftshauses mit aufwandbestimmenden Baukosten von 10 Mio. Fr. Der beauftragte Architekt konzentriert sich auf die Planung und erbringt keine Leistungen für die Bauausführung. Die Bauherrschaft zieht deshalb in Erwägung, dafür selber einen sogenannten Baumanager zu beauftragen.

Leistungen des Baumanagers
Basis: Leistungstabelle gemäss SIA Honorarordnung 102 (Art. 7.9 SIA 102; Ausgabe 2003)

Anmerkung:
Die Leistungstabelle nach Art. 7.9 SIA 102 (Ausgabe 2003) ist stark vereinfacht dargestellt. Gegenüber der bereits vereinfachten Abbildung im Kapitel 1 sind nochmals Teile weggelassen worden. Der Darstellungsumfang ist beschränkt auf die Teilphasen 4.31 bis 4.53. Die Bezeichnung der Phasen ist weggelassen.

• Leistungsanteil des Baumanagers

Der vorgesehene Arbeitsumfang des Baumanagers geht aus der vorangehenden Tabelle hervor (rechte Spalte). Vom gesamten normalen Umfang der Architektenleistungen von 100% (linke Spalte; bezeichnet als Basis SIA 102) soll der Leistungsanteil des Baumanagers 40% betragen. Bis zur Baueingabe ist nur der Leistungsbereich des Kostenvoranschlags enthalten (4%). Während der eigentlichen Bauausführung ergeben sich Leistungsanteile von 36%, wovon der grösste Teil auf den Leistungsbereich «Bauleitung und Kostenkontrolle» entfällt (23%).

Schritt 1: Durchschnittlichen Zeitaufwand Tm berechnen

Im Schritt 1 wird anhand einer Formel der durchschnittliche Zeitaufwand für die konkrete Bauplanungsaufgabe (im Beispiel die Leistung des Baumanagers) berechnet. Er ist abhängig von der Bausumme (aufwandbestimmende Baukosten B) und den weiteren Faktoren p, n, q und r. Auf alle diese Faktoren gehen wir im anschliessenden Abschnitt «Erläuterungen zu den Honorarfaktoren» näher ein.

Schritt 1: Durchschnittlichen Zeitaufwand Tm berechnen

Aufgrund der Formel in Schritt 1 ergibt sich ein durchschnittlicher Zeitaufwand für die Leistung des Baumanagers von 3 778 Stunden.

Schritt 2: Zeitaufwand korrigieren

Das Zeitaufwandmodell unterscheidet zwischen durchschnittlichem Zeitaufwand Tm und auftragsspezifisch prognostiziertem Zeitaufwand TP. Der durchschnittliche Zeitaufwand bezieht sich auf ein Standardteam mit durchschnittlicher Produktivität. Das reale Team, das der Auftragnehmer einzusetzen gedenkt, kann aber von dieser Durchschnittsproduktivität abweichen: Es kann besser sein, aber auch weniger gut. – Die auftragsspezifische Korrektur des durchschnittlichen (Standard-)Zeitaufwands wird mit dem Faktor i (Teamfaktor) vorgenommen, einem Produktivitätsfaktor.

Schritt 2: Auftragsspezifisch prognostizierter Zeitaufwand Tp berechnen

Im Beispiel erstellt der anbietende Baumanager aufgrund von ausgewerteten bisherigen Projekten eine Vorkalkulation seines Zeitaufwandes und vergleicht diese mit dem (Standard-)Zeitaufwand von 3 778 Stunden gemäss Schritt 1 (durchschnittlicher Zeitaufwand Tm). Aufgrund seiner grossen einschlägigen Erfahrung kommt er zur Erkenntnis, dass er 10% weniger Zeit benötigen wird. Für den Teamfaktor i setzt er somit i = 0.9 ein. Dies ergibt einen auftragsspezifisch prognostizierten Zeitaufwand Tp von 3 400 Stunden.

Schritt 3: Honorar berechnen

Im letzten Schritt geht es jetzt noch darum, aus dem prognostizierten Zeitaufwand (in Stunden) das Honorar zu ermitteln. Dazu werden die Stunden, oft aufgeschlüsselt nach Qualifikationskategorien, mit dem entsprechenden Stundenansatz multipliziert. – Den Faktor s für Sonderleistungen beachten wir nicht weiter, da er in der Praxis fast immer den Wert 1.0 hat.

Schritt 3: Honorar H berechnen

Im Beispiel wird für den angebotenen Stundensatz ein mittlerer Wert von 120 Fr. eingesetzt. Daraus ergibt sich für den Baumanager ein Honorar von 408 000 Fr. (exkl. MWSt.).