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Kostenvoranschlag

Die Kostenermittlung zum Abschluss der Projektierungsphase bezeichnet man als Kostenvoranschlag. Gemäss SIA-Honorarordnung 102 wird der Kostenvoranschlag im Rahmen der Teilphase 4.32 «Bauprojekt» erstellt. Wie wir bereits dort festgestellt haben, gibt es zwei Varianten, wie die Kosten gegliedert werden können: nach Arbeitsgattungen oder nach Elementen.

Bevor wir intensiver auf die beiden Varianten eingehen, befassen wir uns zuerst etwa näher mit dem modernen Kostenwesen in der Bauwirtschaft.

Zur Entwicklung des modernen Kostenwesens in der Bauwirtschaft

Literaturempfehlung: Bauleistungen beschreiben und Baukosten ermitteln. Schweizerische Zentralstelle für Baurationalisierung CRB. 4., überarbeitete Auflage 2012

In der Bauwirtschaft sind die Kosten jahrzehntelang bevorzugt nach Arbeitsgattungen gegliedert worden. Eine Arbeitsgattung entspricht typischerweise dem Leistungsspektrum eines Werkunternehmers (Baumeister, Elektriker, Gipser etc.). Das Instrument zur Gliederung der Kosten ist der traditionelle Baukostenplan BKP, letztmals revidiert im Jahr 2001. Er wird deshalb als BKP 2001 bezeichnet. Wir gehen später im Detail auf ihn ein (Näheres siehe hier).

Bei der Erstellung des Kostenvoranschlags wird die detaillierte arbeitsgattungsbasierte Kostengliederung BKP 2001 im Verlaufe eines Projekts in der Regel erstmals angewendet. Die Gliederungssystematik nach Arbeitsgattungen wird anschliessend beibehalten während der ganzen Realisierungsphase (revidierter Kostenvoranschlag, Kostenüberwachung) bis zur Schlussabrechnung. – In der vorangehenden Vorprojektphase können die Kosten zwar auch schon nach Arbeitsgattungen gegliedert werden, allerdings kommen hier meist gröbere Verfahren zur Anwendung (beispielsweise Gliederung der Kosten nach den Hauptgruppen von BKP 2001). Näheres dazu siehe die Ausführungen zu Vorprojekt und Kostenschätzung.

Die arbeitsgattungsbasierte Kostengliederung hat einen wesentlichen Nachteil. Sie eignet sich nicht so gut für die Kostenplanung. Die Kostenoptimierung, also die kostenbezogene Untersuchung von unterschiedlichen Entwurfskonzepten oder Konstruktionsarten, ist nicht so einfach möglich. Der traditionelle Kostenvoranschlag ist nämlich aufwendig zu erstellen. Um die Kosten pro Arbeitsgattung ermitteln zu können, muss man die Leistung des betreffenden Werkunternehmers in kleine, normierte Leistungspositionen aufteilen, die sogenannten Normpositionen. Das Arbeiten mit dem Kostenvoranschlag nach Arbeitsgattungen ist daher etwas träge. CRB spricht in der oben angegebenen Quelle gar von einer «Zweckentfremdung des NPK [Normpositionenkatalog] zur Kostenberechnung» (CRB, Bauleistungen beschreiben und Baukosten ermitteln; Seite 48).

Das moderne Kostenwesen ist ganz anders aufgebaut, nämlich elementbasiert. Diese Gliederungssystematik eignet sich viel besser für Projektoptimierungen und ist für die Bauherrschaft deutlich anschaulicher. Im Prinzip kann man sich die elementbasierte Gliederung als Baukasten vorstellen. Das Bauprojekt wird aus einem Baukasten von Bauteilen zusammengesetzt, und die Kosten der einzelnen Elemente werden addiert. Typische Bauteile sind Wände, Decken oder Ausbauelemente. Das Instrument zur Gliederung der Kosten nach Elementen ist der elementbasierte Baukostenplan eBKP, in kompletter Schreibweise eBKP-H 2012. Der Buchstabe H steht für Hochbau (es gibt nämlich auch einen eBKP-T für Tiefbau). Der eBKP-H ist 2009 erstmals veröffentlicht worden; 2012 ist die heute gültige, revidierte Fassung erschienen.

Die erste Anwendung des detaillierten eBKP im Laufe eines Projekts ist in der Regel der (elementbasierte) Kostenvoranschlag, wo die Kosten nach Elementarten aufgeschlüsselt sind. Zu beachten gilt, dass der eBKP-H nicht nur ein Instrument für die Kostenplanung ist, sondern für alle anschliessenden Projektphasen bis zur Schlussabrechnung. Auch der revidierte Kostenvoranschlag oder die Kostenüberwachung sollen also nach eBKP gegliedert werden. – Analog der arbeitsgattungsbasierten Kostengliederung kann auch die elementbasierte Variante schon vor dem Kostenvoranschlag angewendet werden. Je früher im Projektablauf die Kosten aber ermittelt werden, desto gröber ist die Gliederung. In der Vorstudie beispielsweise ist eine Gliederung nach Elementgruppen möglich, auf der sogenannt zweiten Gliederungsebene. Siehe dazu auch die Ausführungen zu den Gliederungsebenen.

Der Leserschaft sei empfohlen, sich mit dem Begriff des eBKP gut vertraut zu machen, denn der Kostengliederung nach eBKP gehört die Zukunft. Die oben angegebene Literaturempfehlung ist dafür eine gute Grundlage.

Die zwei Typen von Kostenvoranschlägen – Empfehlung zur Wahl

Wie im letzten Absatz ausgeführt, gibt es also zwei Typen von Kostenvoranschlägen. Der Typ 1 «Kostenvoranschlag nach Arbeitsgattungen» wird im nächsten Abschnitt behandelt, der Typ 2 «Elementbasierter Kostenvoranschlag» im übernächsten Abschnitt (Näheres siehe hier).

In der SIA-Honorarordnung 102 sind beide Typen des Kostenvoranschlags aufgeführt. «Erstellen des Kostenvoranschlags mit detaillierter Beschreibung der vorgesehenen Arbeiten und Lieferungen, Bezeichnung der gewählten Materialien, mit Ausmass und geschätzten Preisen. Aufbau des Kostenvoranschlags z.B. nach Untergruppen und Gattungen des BKP oder nach Elementmethode gegliedert» (Art. 4.32 SIA 102). – Aus dem zitierten Text geht aber nicht hervor, wie die Wahlfreiheit zu interpretieren ist. Darf der beauftragte Planer wählen, oder die Bauherrschaft, oder sollen sich beide zusammen verständigen?

Aufgrund meiner Erfahrungen empfehle ich, einen elementbasierten Kostenvoranschlag erstellen zu lassen. Voraussetzung ist natürlich, dass die beauftragten Planer diese Kostenplanungsmethodik beherrschen, was zurzeit noch nicht durchwegs der Fall ist. Die Kostengliederung nach eBKP-H 2012 ist für die Bauherrschaft anschaulicher als der traditionelle Kostenvoranschlag nach Arbeitsgattungen (BKP 2001). Sie ist auch deutlich handlicher, da man für zuverlässige Kostenermittlungen nicht mehr auf Normpositionen zurückgreifen muss. Variantenuntersuchungen im Hinblick auf Kostenoptimierungen sind daher leichter möglich.

Zurzeit stellt man noch häufig fest, dass die elementbasierte Kostengliederung nur für den ursprünglichen Kostenvoranschlag verwendet wird, nicht aber für spätere Planungsphasen. Die Planer haben sich anscheinend so gewöhnt an die arbeitsgattungsbezogene Kostengliederung während der Realisierung, dass sie die Kostengliederung umstellen von eBKP-H 2012 auf BKP 2001. Dies trifft bereits auf den revidierten Kostenvoranschlag zum Zeitpunkt des Baubeschlusses zu. Da die beiden Kostengliederungssysteme kompatibel sind miteinander, kann ein elementbasierter Kostenvoranschlag einfach in einen traditionellen Kostenvoranschlag nach BKP 2001 umgerechnet werden. Je besser die Planer aber mit der neuen elementbasierten Systematik vertraut sind, desto seltener werden sie diesen an und für sich unnötigen Arbeitsschritt tun. Die Zukunft gehört, wie gesagt, der durchgängigen eBKP-Systematik.

Nach dieser Einführung wollen wir die beiden Varianten der Kostenermittlung näher betrachten.