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Haus + Herd als historisches Vorbild

Der Typenhausmarkt in der Schweiz ist massgeblich von der Firma Haus + Herd aus Herzogenbuchsee geprägt worden. In der Zeit nach 1950 hat sie ihre Tätigkeit aufgenommen. Damals sind Typenhäuser zum grossen Teil in massiver Bauweise erstellt worden, also mit gemauerten Wänden aus Backsteinen. Vorfabrikation hat eine untergeordnete Rolle gespielt. Ihr Haus mit dem Namen Penta ist mit rund 2 000 erstellten Exemplaren noch heute das meistgebaute Haus in der Schweiz. Die Typenhausfirma ist 1996 im Zuge der grossen Immobilienkrise der Neunzigerjahre Konkurs gegangen.

Der Architekt Samuel Gerber hat das legendäre Haus Penta und weitere Häuser von Haus + Herd entworfen. Er kennt den Typenhausmarkt wohl wie kaum ein Zweiter, und seine Einsichten dazu sind höchst aufschlussreich (Quelle: NZZ Folio, Mai 2004; Artikel «Puff in der Landschaft» ab Seite 30; Interview von Andreas Dietrich mit Samuel Gerber).

Merkmale des Geschäftsmodells von Typenhäusern

Ein wichtiger Vorteil der Typenhäuser ist ohne Zweifel die Preisgarantie. Der Bauherr kann aber nicht nur mit einem festen Preis kalkulieren, der Preis ist auch attraktiver im Vergleich zu einem Haus mit ähnlichen Leistungsmerkmalen, das von einem Architekten realisiert wird. Eine gewisse Standardisierung erlaubt nämlich, dass die Planung vereinfacht wird und die Leistungen der Subunternehmer dank eines höheren Beschaffungsvolumens günstiger sind im Vergleich zu einem einzelnen Einfamilienhaus.

Nach Samuel Gerber weisen Typenhäuser aber noch einen weiteren Vorteil auf, der durchaus etwas verblüfft. Der Kunde habe nämlich nur wenig mit einem Architekten zu tun, indem er ein Haus weitgehend ab Stange kaufe. Viele der damaligen Kunden von Haus + Herd haben anscheinend den Kontakt mit Architekten vermieden. Die normalen Typenhauskunden schätzen es nicht, wenn der Architekt ihre Wünsche und Vorstellungen kritisch hinterfragt und mit einer gewissen Arroganz glaubt, er wisse besser, was für sie gut ist. Samuel Gerber formuliert es mit anregendem Zynismus so: «Die Auseinandersetzung mit dem Architekten ist schlimmer als mit dem Psychiater».

Nach Gerber zeichnen sich Typenhäuser in der Regel durch ihre Schlichtheit aus. Die Bauherren wollen zwar mitbestimmen können, aber lieber nicht zu viel. Sie wollen das Gewöhnliche mit leichten Nuancen, keinesfalls aber das Unikat. Der kreative Dialog mit einem Architekten, Voraussetzung für ein massgeschneidertes sogenanntes «Designerhaus», versuchen sie möglichst zu vermeiden. Design ist darum nach Gerber im Typenmarkt ausgesprochen nicht gefragt. Es gibt heute zwar auch Kataloghäuser von sogenannten Stararchitekten, aber sie haben sich im Typenhausmarkt nicht durchgesetzt.

Ganz nach dem historischen Vorbild von Haus + Herd sind die zentralen Eigenschaften des Typenhausmodells also die Preisgarantie und das Organisationsmodell bezüglich der Einbindung des Architekten. Ähnlich wie beim Generalunternehmermodell ist beim Typenhausmodell nicht der gestaltende Architekt der zentrale Ansprechpartner des Bauherrn, sondern eine eher den geschäftlichen Dingen zugewandte Person. Beim klassischen Generalunternehmer ist es der Projektleiter (der in den meisten Fällen durchaus eine solide Karriere im Baufach hinter sich hat), beim Typenhausanbieter der Bauberater (der nicht zwingend aus der Baubranche stammen muss). Der Bauberater sorgt dafür, dass der Bauherr mit dem Architekten nur in der von ihm gewünschten Dosierung in Kontakt kommt.