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D. Gesamtleistungsausschreibung

Dieses im Bauwesen noch wenig geläufige Modell ist für viele Bauherrschaften verlockend. Das Grundprinzip entspricht etwa dem üblichen Vorgang, wie ein Industrieunternehmen eine Produktionsmaschine einkauft. Es holt aufgrund eines Pflichtenheftes bei mehreren Lieferanten Offerten ein und vergibt den Auftrag an den günstigsten Anbieter.

Im folgenden gehen wir auf die wichtigsten Eigenschaften der Gesamtleistungsausschreibung näher ein.

 

  • Kosten

Generell darf man erwarten, dass die Kosten sehr attraktiv sind. Verantwortlich dafür ist primär die Konkurrenzsituation unter zwei oder mehreren Anbietern. Die Planer müssen sich in der Planungsphase anstrengen. Mit einer blossen Durchschnittsleistung lässt sich eine Totalunternehmerausschreibung nicht gewinnen. Die Angebote basieren also auf einem echten Wettbewerb der Ideen, und die Potentiale zum Kostensparen werden intensiv genutzt.

Es ist möglich, dass bei der Totalunternehmerausschreibung Wettbewerbsteilnehmer mit eigener baugewerblicher Tätigkeit (= integrale Bauunternehmungen) einen Vorteil haben können, sofern der Preis als Entscheidungskriterium im Vordergrund steht. Der starke Druck, besser zu sein als die Konkurrenz, ermöglicht vielleicht gerade bei diesen Firmen innovative (und kostensparende) Spitzenleistungen.

 

  • Risiken

Die Risiken für die Bauherrschaft sind grundsätzlich gering. Der Anbieter bietet ein umfassendes Paket an Garantien für Kosten, Termin und Qualität, die dem Generalunternehmer-Werkvertrag entsprechen. Nicht ausschliessen darf man aber, dass schon in der Phase des Pflichtenhefts für die Totalunternehmerausschreibung Fehler auftreten können. Diese hat die Bauherrschaft selber zu verantworten.

 

  • Aufwand Bauherrschaft

Die Totalunternehmerausschreibung ist für die Bauherrschaft in der Wettbewerbsphase anspruchsvoll und aufwendig. Zunächst betrifft dies die Ausarbeitung der Ausschreibungsunterlagen (Raumprogramm, evtl. Layout, Qualitätsstandards, technische Detailanforderungen etc.). Aber auch der anschliessende Angebotsvergleich und die Vertragsverhandlungen sind nicht zu unterschätzen. Der Aufwand konzentriert sich allerdings auf den Anfang des Projekts. Nach der Auftragserteilung ist die Beanspruchung der Bauherrschaft nur noch gering.

Ohne spezifische Fachkenntnisse ist eine Totalunternehmerausschreibung nur schwer durchführbar. Es kann sich lohnen, dafür einen sachkundigen Spezialisten zu verpflichten.

 

  • Projektdauer

Es ist zu beachten, dass die Totalunternehmerausschreibung länger dauert als alle anderen Verfahren. Erst wenn das siegreiche Projekt bekannt ist, kann die Baueingabe eingereicht werden. Dies bedeutet in der Praxis einen Zeitverlust von einigen Monaten gegenüber anderen Vorgehensvarianten.

Gesamtbeurteilung

Der Wettbewerb für bauliche Gesamtleistungen ist bei vielen Bauvorhaben eine in hohem Masse attraktive Variante, um kostengünstig zu bauen. Anders als beim traditionellen Verfahren liegt es hier nicht an der Bauherrschaft, während der ganzen Projektdauer auf der Hut zu sein, damit alle Möglichkeit zum Kostensparen ausgeschöpft werden. Die Konkurrenz unter den Anbietern sorgt dafür, dass sich diese selber intensiv darum kümmern. Der Markt sorgt für Effizienz.

Eine Gefahr besteht allerdings bei der Gesamtleistungsausschreibung. Die Entschädigung für die Wettbewerbsteilnehmer ist vielfach nicht allzu gross. Die Anbieter können sich daher veranlasst sehen, in der Wettbewerbsphase nur einen geringen Planungsaufwand zu treiben. Möglicherweise hinterfragen sie die Planungsvorgaben nicht, selbst wenn diese offensichtlich mangelhaft sind. Sie beteiligen den Bauherrn als späteren Nutzer auch zuwenig intensiv an der Planung. Je nach Projekt kann es daher durchaus möglich sein, dass keines der eingereichten Angebote völlig durchoptimiert ist. - Bei einer starken und fachlich kompetenten Projektleitung auf Bauherrenseite ist dieses Risiko allerdings gering.

Ausblick auf den Teil III des Buches

Im Teil III des Buches werden wir näher auf dieses noch unvertraute und teilweise pionierhafte Verfahren eingehen. Bei der öffentlichen Hand hat es bereits eine gewisse Verbreitung gefunden, bei privaten Bauvorhaben wird es noch selten angewendet.

Zunächst befassen wir uns mit einigen grundsätzlichen Aspekten des Verfahrens (Kapitel 14) sowie mit dem Pflichtenheft (Kapitel 15). Dann behandeln wir die beiden Hauptphasen der Gesamtleistungsausschreibung, die Vorauswahl (Kapitel 16) sowie die eigentliche Projektausarbeitung (Kapitel 17). Ein weiteres Kapitel ist der Bauausführung gewidmet (Kapitel 18). Am Schluss (Kapitel 19) gehen wir auf einige Spezialfragen ein.