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Kapitel 2:

Vom Glaubenskrieg in der Baubranche

 

Neben der traditionellen Art des Bauens mit freien Planern kommen vermehrt innovative Methoden auf, bei denen die gesamte Leistung aus einer Hand angeboten wird. In diesem Kapitel gehen wir den Ursachen nach, wieso es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Anschliessend listen wir einige Gründe auf, wieso sich die althergebrachte Art des Planens und Bauens wohl nicht so leicht verdrängen lassen wird.

Szenen eines Streits

Über das richtige Vorgehen beim Bauen herrscht, man kann es nicht anders bezeichnen, ein Glaubenskrieg. Vor noch nicht allzulanger Zeit ist man allgemein der Ansicht gewesen, die klassische Methode sei eine gute Sache. Man beauftrage also zuerst einen Architekten und beschaffe unter seiner Initiative und Oberaufsicht die Bauleistungen einzeln. Heute wird von einer relativ kleinen, aber sehr aktiven Gruppe von Marktteilnehmern behauptet, dass man ganz anders vorgehen müsse. Ein optimales Resultat sei nur möglich, wenn man für die Bauaufgabe einen einzigen Ansprechpartner habe. Ein konventioneller Generalunternehmer, der nur ausführe, aber nicht plane, genüge demzufolge nicht. Planung und Ausführung müssten aus der gleichen Hand kommen, und zwar aus derjenigen eines Totalunternehmers. Nur so könne gesamtheitlich, «integral» geplant werden. Selbstverständlich sänken dadurch auch die Kosten. Zurückhaltende versprechen Einsparungen von 10%. Verwegenere gehen auf 20% oder sogar noch darüber hinaus.

Das hören die unabhängigen Planer natürlich nicht gerne. Es herrscht darum Zoff in der Baubranche. Die Intensität des Streits geht über das hinaus, was auch in stark umkämpften Branchen normalerweise üblich ist. Die Akteure im Baumarkt sind ja nicht die einzigen, die um Aufträge kämpfen. In der Werbebranche beispielsweise ist es nicht viel anders. Aber die Werber sind artig zueinander und treffen sich Ende Jahr zum lustigen Prämieren der besten Werbekampagnen. Sie erküren aus den eigenen Reihen sogar die Werber des Jahres.

Im Baugewerbe herrscht im Vergleich zur Werbebranche ein ruppiges Baustellenklima. Die Totalunternehmer und die unabhängigen Planer, die beide um den gleichen Auftragskuchen kämpfen, sind in ihren Argumenten nicht zimperlich. Die freien Architekten verstehen sich als alleinige Hüter der Baukultur. Sie werfen den Totalunternehmern vor, ausschliesslich auf kommerzielle Aspekte zu achten und die architektonische Qualität zu vernachlässigen. Die Totalunternehmer ihrerseits meinen, dass nur sie in der Lage seien, Bauprojekte gesamtheitlich zu optimieren. Wesentlich günstiger als die ausschliesslich auf formale Aspekte fixierten unabhängigen Planer seien sie darum allemal.