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Günstig bauen hilft unseren Wohlstand sichern 

Im letzten Abschnitt haben wir die Sparsamkeit in der Architektur als ästhetische oder philosophische Frage behandelt. Es gibt aber einen ganz anderen Grund, der auf die Kosten des Bauens einwirkt: aus volkswirtschaftlichen Gründen ist preisgünstiges Bauen in hohem Masse nötig. Diesen Aspekt betrachten wir etwas näher.

Die exportorientierte Schweizer Wirtschaft leidet seit längerem unter den Folgen des teuren Produktionsstandortes. Dies führt zu einem stetigen Exodus von Arbeitsplätzen aus der Schweiz. Nicht alle Tätigkeiten sind in gleichem Masse davon betroffen. Besonders kritisch ist es für die eher einfacheren Tätigkeiten der eigentlichen Produktion wie Metallbearbeitung, Montage und so weiter, die problemlos in günstigere Länder ausgelagert werden können. Man mag einwenden, dass wir auf diese nicht angewiesen seien. Die Stärke der Schweiz seien hochqualifizierte Dienstleistungen, beispielsweise im Finanzwesen oder in der Forschung. Ich bezweifle allerdings, ob wir uns darauf verlassen dürfen. Auch bei den Dienstleistungen spielt die internationale Konkurrenz. Programmierer in Bangalore sind genauso gut wie unsere Fachleute, kosten aber nur einen Bruchteil. Und Kraftwerke kann man in den ehemaligen Ostblockländern auch planen und bauen, nicht nur bei ABB in Baden. Wenn die Schweiz die einfacheren Tätigkeiten nicht halten kann, verlieren auch die anspruchsvolleren ihren Boden. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu.

Man mag nun einwenden, dass wir uns wenigstens in guter Gesellschaft befinden: die Deutschen haben schliesslich noch höhere Kosten. Das ist leider ein fataler Vergleich. Mit allen dürfen wir uns messen, nur nicht mit den wenigen, die noch schlechter dran sind als wir. Hoffentlich gibt es in Deutschland kein böses Erwachen.

Die Stunde der Wahrheit dürfte in der Schweiz in der nächsten Rezession kommen. Es ist nicht unrealistisch, dass die hohen Kosten viele Arbeitsplätze zerstören und die Arbeitslosenrate mit etwa 10% EU-Niveau erreicht. Als Folge davon gehen die jetzt schon stagnierenden Löhne real zurück, für die Lebenshaltungskosten steht laufend weniger Geld zur Verfügung, die Mieten sinken und so weiter.

Was heisst das für das Bauen? Jeder gesparte Franken ist ein kleiner Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Schweiz, beim Wohnen, bei Wirtschaftsbauten, bei Bauaufgaben der öffentlichen Hand und, wie das Bild zeigt, auch beim Tourismus. Daran kann man sich erinnern, wenn man beim Kostensparen auf Widerstände stösst. Günstig bauen ist nämlich keineswegs ein Sonntagsspaziergang. Neben viel Kreativität braucht es Disziplin dazu und ein konsequentes Ausnutzen der Marktkräfte. Speziell Letzteres gefällt nicht allen Marktakteuren. Wenn aber die Kosten nicht gesenkt werden können, dürften die volkswirtschaftlichen Konsequenzen noch viel bitterer sein.

Günstig bauen ist oft hart, aber es dient einer guten Sache.