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Anbieter von baulichen Gesamtlösungen

Das Feld der Anbieter von baulichen Gesamtleistungen ist vielfältiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. So wie es echte Generalunternehmer gibt, die sich nicht als solche bezeichnen, gibt es auch echte Totalunternehmer, die unter einem anderen Namen am Markt auftreten. Wir wollen in der folgenden Übersicht alle jene zu den Totalunternehmern zählen, die komplette Gebäude einschliesslich der Planung aus einer Hand anbieten und dabei Garantien abgeben, die den üblichen Generalunternehmer-Werkverträgen entsprechen.

Im breiten Feld der Anbieter von Totalunternehmerleistungen lassen sich mindestens vier Gruppen lokalisieren, auf die wir im folgenden näher eingehen. Die genannten Firmennamen stellen in einem Markt, der sich zurzeit schnell ändert, eine Momentaufnahme dar.

A. Integrale Bauunternehmungen

Als erste Gruppierung von Totalunternehmern erwähnen wir die sogenannten integralen Bauunternehmungen. Sie haben sich aus dem Bauhauptgewerbe heraus entwickelt. Sie streichen heraus, dass nur die Rückkopplung des Wissens der gruppeneigenen Ausführungsfirmen (Baumeisterarbeiten, Stahlbau etc.) es ermögliche, ganzheitlich planen zu können. Nur wer selber mauert, betoniert oder schweisst, so sagen sie, findet bereits beim Planen die beste Lösung und somit das Gesamtoptimum.

 

  • Beispiel «Zschokke»

Die Firma Zschokke mit Stammhaus Genf gilt als Pionierin des integralen Bauens. Zu den traditionellen Tätigkeiten der Bauausführung (Bauhauptgewerbe) hat sie sich in neuerer Zeit einen ganzen Kranz von Planungs- und Dienstleistungsfirmen zugelegt. Zu diesen Neuerwerbungen gehört unter vielen anderen Brandenberger + Ruosch, eine traditionsreiche Firma für Projektmanagement im Bauwesen. Zschokke wächst heute bei den Dienstleistungen und im Generalunternehmerbereich, dafür wird der Anteil der Bauleistungen reduziert. Das Unternehmen betreibt aktiv Public Relations und hat eine starke Medienpräsenz. In einigen Kreisen geniesst es eine Vordenkerrolle, was die Zukunft des Bauens betrifft.

 

  • Beispiel «Preiswerk (neu Batigroup)»

Die Firma Preiswerk mit Wurzeln in Basel (vor einiger Zeit in der Batigroup-Holding aufgegangen) ist «integral» gewesen, bevor dieser Begriff modisch geworden ist. Sie ist vor der Fusion vermutlich der Inbegriff der integralen Bauunternehmung schlechthin gewesen. Das Motto der Firma hat gelautet: «Alles, was Planen und Bauen umfasst». Daran hat sie sich auch gehalten: Rohbau, Installationen, Anlagebau, Hochbau, Tiefbau, Planung, Generalunternehmung, Promotion und so weiter sind ihre Aktivitäten gewesen. Natürlich hat auch das Totalunternehmergeschäft dazugehört. Das Leistungsangebot ist eindrücklich gewesen, sowohl in der Breite wie in der Tiefe.

 

  • Beispiel «Frutiger»

Frutiger mit Stammhaus Thun ist eine traditionsreiche grosse Bauunternehmung (gegründet 1869), die beispielsweise massgeblich an den bedeutenden Staudammprojekten im Grimselgebiet beteiligt gewesen ist. Erst in neuerer Zeit hat sie ihr Leistungsspektrum mit einer mittelgrossen Generalunternehmung ergänzt. Wie die meisten Generalunternehmer im VSGU-Verband betreibt Frutiger keine Architektentätigkeit. Wenn die Firma als Totalunternehmung auftritt, beschafft sie die nötigen Bauplanungsleistungen auf dem Markt. Dies ermöglicht Frutiger, im konkreten Fall die bestgeeigneten Planer projektbezogen auszuwählen.

 

  • Beispiel «Geilinger»

Diese Firma ist nur noch aus historischen Gründen von Interesse, denn sie ist 1996 bankrott gegangen. Im Unterschied zu den meisten anderen integralen Bauunternehmungen hat sich Geilinger mit Stammsitz Winterthur nicht aus dem Baumeistergewerbe heraus entwickelt, sondern aus dem Stahlbau. Zu meinen Studienzeiten ist der Name vor allem bekannt gewesen für die Geilinger-Pilze, eine besondere Art von Stahlstützen. In den achtziger Jahren ist das Engineering stark forciert worden, beispielsweise auf dem Gebiet der Logistik. Die Firma hat eine starke Stellung auf dem Marktsegment für Lagergebäude, Verteilzentren und dergleichen innegehabt.

B. Traditionelle Generalunternehmer

Vermutlich alle traditionellen Generalunternehmer sind heute auch als Totalunternehmer tätig. Im Unterschied zu den integralen Bauunternehmungen ist der Umfang der selber physisch ausgeführten Bauarbeiten gering oder gar null. Das Ausführungswissen, das als besondere Stärke genannt wird, ist also ein reines Managementwissen. Aus dem grossen Feld dieser grossen Gruppe von Marktakteuren greifen wir zwei typische Vertreter heraus:

 

  • Beispiel «Karl Steiner»

Für viele Marktbeobachter ist Karl Steiner der Inbegriff des Generalunternehmers. 1915 in Zürich als Schreinerei gegründet, ist es heute eine weltumspannende Gruppe. Praktisch überall auf dem Globus ist man aktiv, als Generalunternehmer oder Projektmanager. Unter anderem besteht eine Minderheitsbeteiligung am grössten nordamerikanischen Generalunternehmer, der Turner Corporation. In der Schweiz ist neben dem traditionellen GU-Geschäft die Planungstätigkeit ausgebaut worden, wodurch Steiner zum Totalunternehmer mit hauseigener Planung geworden ist. In relativ kleinem Rahmen wird auch eigene Bauausführung betrieben (Fassadenbau, Innenausbau etc.).

 

  • Beispiel «Göhner»

Göhner ist wie Steiner ein Wahrzeichen unter den Generalunternehmern. In der Grossregion Zürich gibt es eine ganze Reihe von Wohn-überbauungen, die unter der Bezeichnung «Göhner-Siedlung» bekannt sind. Nach der Fusion mit Merkur in den neunziger Jahren ist der Firmenname in Göhner-Merkur umgewandelt worden.

Göhner-Merkur hat einen anderen Weg gewählt als Steiner und nicht in nennenswertem Umfang eigene Planungskapazitäten aufgebaut. Hinderungsgrund für eine Totalunternehmertätigkeit ist das natürlich nicht, denn die Planung kann auch von Dritten eingekauft werden. Meines Wissens verfügt Göhner-Merkur auch kaum über wesentliche eigene baugewerbliche Leistungen. Allerdings bestehen verwandtschaftliche Beziehungen zu Schwesterfirmen im Elektrowatt-Konzern (Cerberus für Sicherheitstechnik, Staefa Control Systems SCS für Gebäudeleittechnik etc.).

Göhner-Merkur kommt vermutlich dem Begriff der «virtuellen» Firma ziemlich nahe. Darunter ist ein Unternehmen zu verstehen, das nur die absoluten Kerntätigkeiten einer Marktleistung selber erbringt und den grossen Rest extern einkauft. Bei einer Totalunternehmung ist die Kerntätigkeit die Projektleitung und die Risikoübernahme, also die traditionelle Generalunternehmertätigkeit. Die ganze Planung und die physische Bauausführung stammen von Unterlieferanten. - Als ausgesprochen schlanke Firma ist Göhner-Merkur somit das Gegenteil von einer Baugruppe wie etwa Preiswerk (heute Batigroup), welche sehr viel selber macht oder, wie Fachleute sagen würden, eine grosse Fertigungstiefe hat.

C. Traditionelle Planungsfirmen

Unter den traditionellen Planungsfirmen (Architekturbüros, Generalplaner, Ingenieurbüros) gibt es diverse, die Bauwerke nicht nur planen, sondern bei Bedarf auch im Werkvertrag realisieren. Diese sogenannten Generalübernehmer sind eine weitere Untergruppe der Totalunternehmer. Sie beginnen die Zusammenarbeit mit einem Kunden oft mit einem gewöhnlichen Planungsauftrag. Das Ziel ist, während der Planungsphase beim Auftraggeber so viel Vertrauen aufzubauen, dass anschliessend ohne Konkurrenz der Generalunternehmerauftrag für die Bauausführung erteilt wird. Die teilweise diversifizierten Beratungsdienstleistungen dienen somit als Türöffneraufträge für das lukrative Ausführungsgeschäft. Im Unterschied zu den integralen Bauunternehmungen streichen die Generalübernehmer hervor, dass nur die absolute Unabhängigkeit von Baufirmen und Lieferanten aller Art die Basis für das Gesamtoptimum sei.

Eine gewisse Bedeutung im Markt hat unter diesen Akteuren vor allem das ursprüngliche Architekturbüro Suter + Suter mit Wurzeln in Basel erlangt. Als bekannteste Vertreterin dieser Anbietergruppe ist die Firma allerdings 1995 in Nachlassstundung gegangen. Weil sie zeitweise eine der grössten Planungsfirmen in ganz Europa gewesen ist, lohnt sich ein kurzer historischer Rückblick trotzdem.

Suter + Suter ist bis in die achtziger Jahre hinein der Inbegriff des Generalplaners gewesen. Sehr viele Disziplinen des Planens sind mit eigenen Ressourcen abgedeckt worden. Zum Kerngebiet Architektur sind zunächst Bauingenieurwesen und Haustechnik hinzugekommen. Später ist man noch weitergegangen und hat für diverse Branchen auch branchenspezifische, bauferne Beratungsleistungen aufgebaut: Industrieplanung, Bankenberatung oder Beratung für das Gesundheitswesen.

Die Expansion in die Generalunternehmertätigkeit ist eine Reaktion auf die ständig härter werdende Konkurrenz der Generalunternehmer gewesen. Diese haben immer mehr interessante Projekte weggeschnappt, vielfach gleich mit der gesamten Planung. Suter + Suter hat deshalb den Spiess umgedreht und selber Ausführungsleistungen im Werkvertrag angeboten. Allerdings hat man zuerst nicht offen davon gesprochen, ein Generalunternehmer zu sein. Das eigene Produkt, der sogenannte Garantievertrag, ist als anders (und besser) dargestellt worden. Es ist aber praktisch das gleiche gewesen, was Generalunternehmer auch geboten haben: ein Generalunternehmer-Werkvertrag mit Kostendach und offener Abrechnung.

D. Spezialisierte Totalunternehmer

In dieser Untergruppe schliesslich befinden sich Totalunternehmer, die nur ganz spezielle Märkte bearbeiten. Auf diesen haben sie denn auch ein sehr breites Know-how. Einige Spezialisten bearbeiten beispielsweise nur Logistikbauten wie Hochregallager und dergleichen.

Zu den spezialisierten Totalunternehmern mit einer nicht zu unterschätzenden Bedeutung im Markt gehören auch die Typenhausanbieter. Obwohl diese meistens reine Totalunternehmer sind, bezeichnen sie sich oft nicht so. Die Standardisierung ihrer Produkte kann sehr weit gehen, teilweise sind die Häuser sogar vorfabriziert. Ein Kauf ab Katalog ist möglich, und die Preise können einer Preisliste entnommen werden.