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B: Systembezogene Nutzeranforderungen
Nachdem wir im Teil A die direkt einem Raum zugeordneten Nutzeranforderungen beleuchtet haben, betrachten wir jetzt im Teil B bauliche Teilsysteme, die raumübergreifend sind und oft das ganze Gebäude betreffen.

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Ein wichtiger Aspekt der systembezogenen Spezifikation von Nutzeranforderungen ist das Festlegen von Standards. Bei Bauvorhaben der öffentlichen Hand sind viele Standards oft weitgehend vorgegeben, etwa in Form der umfassenden KBOB-Richtlinien. Bei privaten Bauprojekten sind die Freiheitsgrade bei der Standardwahl höher.

Anhand von sieben ausgewählten Teilsystemen wollen wir uns ein Bild von der Komplexität der systembezogenen Nutzeranforderungen machen. Auf die folgenden Sachgebiete gehen wir nachfolgend im Teil B näher ein:


Sicherheitskonzept (Security)

Sicherheitskonzept (Security)
Mit einem Sicherheitskonzept legt der Nutzer eines Gebäudes die Anforderungen an die Sicherheit umfassend fest. Es wird oft zusammen mit einer spezialisierten Beratungsfirma entwickelt. Das Konzept bildet die Grundlage für die Ausgestaltung der sicherheitsbezogenen Teilsysteme bei der anschliessenden baulichen Umsetzung.

Das Gebäude wird in Sicherheitszonen eingeteilt. Bei einer Bank beispielsweise liegt die Schalterhalle in einer für Kunden gut zugänglichen Sicherheitszone, während der Zugang zum Tresorraum sehr viel restriktiver ist.

Für die Verwaltung der Zutrittberechtigungen bildet der Nutzer Personenkategorien. Unter den Angestellten hat beispielsweise nur eine limitierte Anzahl Zutrittsberechtigung zum Tresorraum oder zum Rechenzentrum.

Der Übergang von einer Sicherheitszone zur anderen erfolgt kontrolliert. Heute sind elektronische Systeme der Zutrittskontrolle weit verbreitet. Voraussetzung dafür sind elektronisch lesbare Ausweise der Nutzer (so genannte Badges), welche die Person identifizieren und auch die Zutrittsberechtigungen enthalten. Physisch wird der Zutritt oft mit Vereinzelungsanlagen überwacht, speziell bei Haupteingängen, manchmal auch bei Zonenübergängen.

Die Vorkehrungen für die Sicherheit können bei einem Gebäude sehr unterschiedliche  Aspekte beinhalten:

  • verstärkte Ausführung von Gebäudehülle und Zonengrenzen (z.B. Türen)
  • spezielle gebäudeweite Sicherheitsanlagen (Alarmanlage, Zutrittskontrolle, Türschliesskontrolle, Videoüberwachung etc.)
  • Geräte für die Personenkontrolle (z.B. Röntgenanlage)
  • besonders geschützte Räume (z.B. Tresorraum, abhörsicheres Sitzungszimmer)

Brandschutz (Safety)

Brandschutzzeichen Der Brandschutz richtet sich zum grossen Teil nach den Auflagen der Behörden. Der Einfluss des Nutzers auf das Brandschutzkonzept ist daher beschränkt, insbesondere bei der Sanierung von bestehenden Gebäuden.

In konzeptioneller Hinsicht geht es beim Brandschutz primär darum, Brandabschnitte zu bilden und Fluchtwege vorzusehen. Ergänzend werden technische Systeme eingesetzt (Brandmeldeanlage, Sprinkler, Sicherheitsbeleuchtung, Löscheinrichtungen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Evakuationsanlage, etc.).


Unterbruchslose Stromversorgung (USV)

Mit dem Aufkommen der Informatik hat sich eine ganze Kategorie von Geräten herausgebildet, bei denen der Strom (auch kurzfristig) nicht ausfallen darf. Diese Geräte benötigen eine unterbruchslose Stromversorgung (USV). Damit wird die Stromversorgung sichergestellt, bis der Unterbruch entweder behoben ist oder eine Notstromanlage (z.B. Dieselmotor) Strom liefert.

Mit USV versorgt sind in der Regel das Rechenzentrum, die Wirecenter sowie gewisse PC-Arbeitsplätze. Auch sicherheitsbezogene Einrichtungen werden abgesichert (z.B. Videoüberwachung). Einzelne Systeme wie etwa die Brandmeldeanlage haben eine proprietäre USV. Ein spezielles Augenmerk ist auf Geräte zu legen, die bei einem Stromausfall beschädigt werden können (z.B. Beamer).

Das Aufkommen der Internet-Telefonie (VoIP) hat zur Folge, dass die ganze Infrastruktur vom VoIP-Server bis zum Telefon-Endgerät unterbruchslos versorgt werden muss. Alle Aktivkomponenten (Router, Switches) müssen also über die USV-Anlage laufen.


Universelle Kommunikationsverkabelung (UKV)

Universelle Kommunikationsverkabelung (UKV)
Die Universelle Kommunikationsverkabelung (UKV) ist das Nervensystem eines modernen Gebäudes. Der gesamte IT-Datenverkehr und ein grosser Teil der übrigen Schwachstromsignale werden über diese Kabel übertragen. Separate Schwachstromleitungen sind nur noch für Brandschutzanlagen und dergleichen nötig.

Eine optimal konziperte UKV ist aus Nutzersicht wichtig, da sie eine Lebensdauer von rund 20 Jahren hat, während die aktiven Komponenten (Router, Switches) und die Endgeräte in kürzeren Intervallen ausgetauscht werden. Das Netzwerk soll eine sauber aufgebaute Topologie aufweisen, welche allen Nomen entspricht. Im Hinblick auf die Langlebigkeit der UKV sind Kompromisse in der Auslegung zu vermeiden, beispielsweise eine Überschreitung der maximalen Linklänge von 90 Metern.


Lüftung

Lüftung Bei der Konzeption von Anlagen für die Lüftung (Klimatisierung) ist der Nutzer mit Fragen wie den folgenden konfrontiert:
  • Angabe der Räume ohne mechanische Lüftung (nur Fensterlüftung)
  • Komfortstandard pro Raum (Kühlung? Befeuchtung?)
  • Auslegung der Steuerung im Hinblick auf energiesparenden Betrieb
    (Lüftung läuft nur, wenn sie gebraucht wird)

Generell sind die Fragestellungen bei bestehenden (allenfalls sogar denkmalgeschützten) Gebäuden meist deutlich komplexer sind als bei Neubauten.


Kälte

Rückkühler für das Opernhaus «La Fenice» in Venedig
Rückkühler für das Opernhaus «La Fenice» in Venedig (Bild Climaveneta)
Kälte wird benötigt für den Raumkomfort (Klimatisierung; siehe oben), aber auch für betriebliche Zwecke, etwa zur Kühlung eines Rechenzentrums. Man kann feststellen, dass der Bedarf an Kälte im Baubereich generell zunimmt.

Deutlich ansteigend ist der Kältebedarf insbesondere im Bereich der IT-Infrastruktur. Eine der Ursachen dafür ist eine neue Generation von Servern (Blade). Mehr Kühlung braucht auch die Internet-Telefonie (VoIP), speziell in den Unterwirecentern.

Für die Nutzer können sich Probleme ergeben, wenn die Erzeugung von Kälte eingeschränkt wird, indem beispielsweise aus denkmalpflegerischen Gründen die Anordnung von Rückkühlern auf dem Dach eingeschränkt wird. Dann kann sich die Situation einstellen, dass intern untern den Bezügern von Kälte um jedes Kilowatt der limitierten Kühlleistung gestritten wird.

Ein Beispiel: Das Rechenzentrum möchte für zusätzliche Server mehr Kühlleistung als die bereits beanspruchten 100 Kilowatt. Der Betreiber der Komfortlüftung will aber nichts von seinen 500 Kilowatt Kühlleistung abgeben, da er sonst im Sommer die maximale Raumtemperatur der gekühlten Räume von 26 Grad nicht mehr gewährleisten könnte.


Schallschutz und Raumakustik

Schallschutz und Raumakustik Es gibt in der Praxis bei neuen oder sanierten Gebäuden immer wieder Probleme mit dem Schallschutz und der Raumakustik.

Schallschutz
Beim Schallschutz geht es um den von aussen eindringenden Schall in ein Gebäude sowie um die Schallausbreitung von einem Raum zum anderen. Massgebend für den Stand der Technik auf diesem Gebiet ist die Norm SIA 181 «Schallschutz im Hochbau». Von Schallschutzmassnahmen sind Bauteile wie die folgenden betroffen:

  • Aussenhülle (z.B. Einbau von Schallschutzfenstern)
  • Wohnungstrennwand (z.B. Vermeidung von Geräuschen von Lift und Installationszonen)
  • Decke (Vermeidung von Trittschall)
  • Trennwand für Sitzungszimmer oder Einzelbüro mit erhöhter Anforderung an den Schallschutz

Nachträgliche Verbesserungen sind beim Schallschutz oft nur mit grossem Aufwand zu realisieren.

Raumakustik
Bei der Raumakustik geht es um die Kontrolle des Schalles innerhalb des Raumes selbst. Es muss vermieden werden, dass die Räume als zu laut empfunden werden. Es kann sich dabei um Grossraumbüros handeln oder um Hallen mit viel Publikumsverkehr. Ursache einer zu starken Halligkeit sind meist harte, glatte Oberflächen.

Nachträgliche Verbesserungen sind bei der Raumakustik meist einfacher möglich als beim Schallschutz. Bei einem zu lauten Grossraumbüro beispielsweise kann man gezielt Schallabsorber einsetzen. Das können an der Decke hängende Bauteile sein, die aus weichen, schallschluckenden Materialien bestehen.


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